Demo Nicht lange fackeln mit Nazis
Inhalt:
1. Meldung
2. Aufruf
3. Communiqué
4. Bilder
5. Medienberichte
1. Meldung (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2013/02/88779.shtml)
Wie wir aus deutschen Quellen erfahren haben, planen Neonazis am 16. Februar 2013 eine faschistische Kundgebung in Bern.
Neonazis rufen für den 16. Februar 2013 zu einem Fackelmarsch in Bern auf. Dieser soll um 19 Uhr starten. Der Besammlungsort ist noch nicht bekannt. Offensichtlich ist es den Aufrufenden nicht bewusst, dass an besagtem Datum in Bern Fasnacht ist.
Sowohl unter den Aufrufenden als auch bei den zu erwartenden TeilnehmerInnen befinden sich viele Personen aus Deutschland. Dabei fällt unter den Aufrufenden vor allem die Gruppe «Weisse Wölfe Terror Crew» auf, zu welcher in Deutschland vor kurzem eine Broschüre erschienen ist: http://linksunten.indymedia.org/de/node/77633.
Unter den Mitgliedern dieser – hauptsächlich aus dem Norden Deutschlands stammenden Gruppe – befinden sich mit Jonas Schneeberger und Sebastien Nussbaumer auch zwei prominente Namen aus der Schweiz. Nussbaumer geriet letztes Jahr vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit: Im Januar war er in zweiter Instanz wegen insgesamt 44 Delikten zu 39 Monaten Haft verurteilt worden. Im Mai schoss er im Zürcher Niederdorf einen Gesinnungsgenossen nieder und versuchte dann, nach Hamburg zu flüchten, wo er schliesslich verhaftet wurde. Während Sebastien Nussbaumer zur Zeit in der Schweiz in Haft sitzt, ist Jonas Schneeberger – gemäss den uns vorliegenden Informationen – in die Organisation des geplanten Fackelmarsches in Bern involviert. Schneeberger sorgte in der Schweiz 2011 für Schlagzeilen, da während seiner Nationalratskandidatur für die Schweizer Demokraten Fotos auftauchten, die ihn in der KZ-Gedenkstelle Buchenwald zeigen – den Arm zum Hitlergruss gestreckt.
Der Fackelmarsch am 16. Februar findet am Wochenende nach dem Jahrestag der Bombardierung Dresdens statt. Dies ist kein Zufall. Bereits letztes Jahr – am 13. Februar 2012 – fand im zürcherischen Hombrechtikon ein Neonazi-Fackelmarsch statt. Damals stand auf dem Transparent: «Kein Vergeben. Kein Vergessen. 13. Februar 1945». Damit erinnerten die Teilnehmenden an die Bombardierung Dresdens durch die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs. Insbesondere die neonazistische Rechte in Deutschland versucht, die Bombardierung gerne als Kriegsverbrechen darzustellen, um sich so selbst als Opfer zu inszenieren und die deutsche Kriegsschuld zu leugnen.
Weil die Neonazis bei ihren Aufmärschen in Dresden immer mehr mit antifaschistischem Widerstand zu kämpfen hatten, führen sie seit einigen Jahren vermehrt «alternative» Gedenkmärsche in anderen Orten durch – offensichtlich auch in der Schweiz.
2. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2013/02/88783.shtml)
!Nicht lange fackeln mit Nazis!
Heraus zum Antifaschistischen Abendspaziergang am Samstag 16. Februar 2013 um 19.00 Uhr, Besammlung bei der Heiliggeistkirche in Bern.
Für den 16. Februar 2013 haben Neonazis zum Fackelmarsch durch Bern aufgerufen. Stattfinden soll er während der Berner Fasnacht um 19.00 Uhr, der genaue Ort ist unbekannt.
Fackelmärsche haben in rechtsextremen Strukturen eine lange Tradition. Noch am Abend des 30. Januar 1933 organisierten die Nationalsozialisten einen Fackelmarsch durch Berlin, um die Machtübergabe an Adolf Hitler öffentlich zu zelebrieren. Nur wenige Monate später wiederholte das „Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ diesen Anlass – das 3. Reich war erst wenige Monate alt, als die Naziführung ihre Geschichte bereits zu glorifizieren begann.
Auch heute bedienen sich Neonazis der Form des Fackelmarsches, um sich und ihre menschenverachtende Ideologie zu zelebrieren oder um Eckdaten ihrer verfälschten Darstellung geschichtlicher Ereignisse zu gedenken. Beim aktuellen Aufruf ist davon auszugehen, dass das Datum nicht zufällig gewählt ist: Zwischen dem 13. und dem 15. Februar 1945 wurde die Stadt Dresden bombardiert und nahezu vollständig zerstört. Seit Jahren dient dieser Anlass rechtsextremen Gruppierungen dazu, das eigene Geschichtsverständnis an die Öffentlichkeit zu tragen. So finden jährlich um dieses Datum herum Gedenkveranstaltungen zum sogenannten „Bomben-Holocaust“ und der Deutschen Zivilbevölkerung als Opfer des Zweiten Weltkrieges statt. Da es durch die massive Gegenmobilisierung für die Neonazis in den letzten Jahren zunehmend schwieriger wurde die Gedenkveranstaltung in Dresden selber durchführen zu können, lässt sich eine Dezentralisierung der Gedenkaktivitäten feststellen – dieses Jahr auch in Bern. Zu dieser Veranstaltung wurde von einschlägig bekannten Neonazis mit Verbindungen nach Deutschland aufgerufen. Eine dieser Personen – Jonas Schneeberger – wurde 2011 aus der Rechtsaussenpartei „Schweizer Demokraten“ ausgeschlossen, da während seiner Kandidatur für dieselbe Partei Fotos auftauchten, die ihn in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zeigen, den Arm zum Hitlergruss gestreckt. Ausserdem wurde vor kurzem publik gemacht, dass er Gründungsmitglied der „Weisse Wölfe Terror Crew“ ist – bereits der Name dieser Gruppierung dürfte wohl genügen Aufschluss über deren Ausrichtung geben.
Wir wollen den Neonazis, ihrer rassistischen Gesinnung und Verherrlichung ihrer verfälschten Geschichtsdarstellung keinen Platz überlassen und ihnen lautstrakt entgegentreten. Deshalb: heraus zum Antifaschistischen Abendspaziergang am 16. Februar 2013 in Bern. Besammlung 19.00 Uhr bei der Heiliggeistkirche. Vergesst die Verkleidung nicht!
!Bern bleibt nazifrei!
3. Communiqué (Originalquelle: https://linksunten.archive.indymedia.org/node/79010/index.html)
Medienmitteilung zum Antifaschistischen Abendspaziergang in Bern am 16. Februar 2013
Ein Mobilisierungserfolg: Unter dem Motto „Nicht lange fackeln mit Nazis!“ zogen heute Samstag rund 350 Antifaschistinnen und Antifaschisten durch die Berner Innenstadt und machten klar: Bern bleibt nazifrei! Vor einer knappen Woche erst wurde dank antifaschistischer Recherche publik, dass Neonazis anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens zu einem Fackelmarsch in Bern aufrufen. Die Rechtsextremen sagten daraufhin ihren Marsch ab.
Weil die Neonazis bei ihren Aufmärschen in Dresden immer mehr mit antifaschistischem Widerstand zu kämpfen hatten, führen sie seit einigen Jahren vermehrt Gedenkmärsche in anderen Orten durch – offensichtlich auch in der Schweiz. 2012 marschierten rund 60 Naziskins durch Hombrechtikon ZH, dieses Jahr unternahmen sie einen bereits im Vorfeld gescheiterten Versuch in Bern. Offensichtlich war es den Neonazis weder bewusst, dass heute in Bern Fasnacht ist, noch dass sie auf entschlossenen Widerstand stossen würden.
Zum gescheiterten Fackelmarsch aufgerufen hatten einschlägig bekannte Neonazis aus der Gruppierung „Legion Werwolf“ mit Verbindungen nach Deutschland. Eine dieser Personen – Jonas Schneeberger – wurde 2011 aus der Rechtsaussenpartei „Schweizer Demokraten“ ausgeschlossen, da während seiner Kandidatur für dieselbe Partei Fotos auftauchten, die ihn in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zeigen, den Arm zum Hitlergruss gestreckt. Ausserdem wurde vor kurzem publik gemacht, dass er Gründungsmitglied der „Weisse Wölfe Terror Crew“ ist (https://linksunten.indymedia.org/de/node/77633) – bereits der Name dieser Gruppierung dürfte wohl genügend Aufschluss über deren Ausrichtung geben. Ebenfalls Gründungsmitglied ist Sebastien Nussbaumer, der letztes Jahr in zweiter Instanz wegen insgesamt 44 Delikten zu 39 Monaten Haft verurteilt worden war. Im Mai schoss er im Zürcher Niederdorf einen Gesinnungsgenossen nieder und versuchte dann, nach Hamburg zu flüchten, wo er schliesslich verhaftet wurde.
Bern bleibt nazifrei!
4. Bilder (Originalquelle: https://www.flickr.com/photos/93326282@N06/sets/72157632785423691/with/8481780907/)
5. Medienberichte (Originalquelle: https://www.derbund.ch/bern/stadt/antifaschisten-ziehen-durch-bern/story/13376664 & https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/antifaschisten-demonstrierten-in-bern/story/16463750)
-Der Bund: Antifaschisten ziehen durch Bern
Gut 250 Personen marschierten im Rahmen des «antifaschistischen Abendspaziergangs» am Samstagabend durch die Stadt Bern. Eine Person wurde angegriffen und verletzt.
Rund 250 teils vermummte und maskierte Linksautonome versammelten sich am Samstagabend vor der Berner Heiliggeistkirche und zogen anschliessend durch die Innenstadt. Die unbewilligte Demonstration unter dem Motto «Bern bleibt nazifrei» war im Vorfeld im Internet angekündigt worden. Die Polizei war während des gesamten Umzugs im Hintergrund präsent. Laut Polizeimeldung wurden sieben Personenkontrollen durchgeführt.
Der Umzug am letzten Fasnachtsabend führte durch die Spital- und Marktgasse, dann über die Amtshaus- und Schauplatzgasse zurück zum Bahnhof. Auf Höhe Zytglogge scherten etwa zehn Vermummte aus dem Umzug aus und griffen einen jungen Mann an, den sie offenbar als Rechtsradikalen erkannt hatten. Sie warfen diesen in der Laube zu Boden, traten ihm in den Bauch und gegen den Kopf. Sekunden später konnte sich der junge Mann blutüberströmt in Sicherheit bringen.
Noch keine Anzeige erstattet
Die Polizei bestätigte am Sonntag einzig, dass am Rande der Demonstration eine Person angegriffen wurde. Als die Einsatzkräfte am Ort des Geschehens eintrafen, fand man nur noch den Verletzten vor, nicht aber die Täter, berichtet Polizeisprecherin Corinne Müller. «Das Opfer konnte auch kein Signalement abgeben, das es uns erlaubt hätte, die Täter zu identifizieren.» Der Mann musste ins Spital gebracht werden, schwere Verletzungen hat er nicht erlitten.
Wie Müller sagt, handelt es sich beim Angriff um eine Tätlichkeit im Antragsbereich: «Nur wenn eine Anzeige eingeht, werden Folgeermittlungen eingeleitet.» Bisher sei das noch nicht der Fall. Vermutungen, das Opfer entstamme der rechten Szene, kommentiert die Polizei nicht. Weitere Zwischenfällen sind der Polizei nicht bekannt. Bis auf zwei zerkratze Scheiben gebe es auch keine Sachbeschädigungen zu beklagen. Der Umzug führte schliesslich quer durch das Erdgeschoss des Hauptbahnhofes in die Schützenmatte, wo sich die Demonstration gegen acht Uhr auflöste.
Der Umzug war ursprünglich als Gegendemonstration zu einem rechtsradikalen Fackelmarsch angekündigt worden. Der Umzug der Rechtsradikalen wurde schliesslich Mitte letzter Woche auf ein unbestimmtes Datum verschoben – mit dem Verweis der Organisatoren, man wolle die Fasnacht nicht stören. Die Antifa hingegen hielt am Kundgebungstermin fest.
-Bernerzeitung: Antifaschisten demonstrierten in Bern
Die Neo-Nazis haben ihren für den Samstag geplanten Umzug abgesagt, eine Kundgebung fand in Bern aber trotzdem statt. Mehr als 250 Personen demonstrierten lautstark gegen Rechtsextremismus.
Eine Gruppierung aus der rechten Szene hatte für den heutigen Samstag zu einem «Fackelumzug» in der Berner Innenstadt aufgerufen.Nach Gesprächen mit der Polizei verzichteten die Neonazis aber auf eine Durchführung. Dies vor allem mit Blick auf die gleichzeitig stattfindende Fasnacht. Der Fackelumzug hätte zum Andenken an die Bombardierung der Stadt Dresden stattfinden sollen.
Zu einer unbewilligten Kundgebung kam es am Samstag in der Berner Innenstadt aber trotzdem. Dies weil antifaschistische Kreise zu einer Gegenkundgebung zum Fackelumzug aufgerufen hatten und diesen Aufruf auch nach der Absage der Neo-Nazis aufrecht hielten.
Umzug durch die Innenstadt
Mehr als 250 Personen versammelten sich schliesslich um 19 Uhr vor der Heiliggeistkirche für den «Antifaschistischem Abendspaziergang». Die Demonstranten marschierten durch die Marktgasse und die Spitalgasse, bogen beim Zytglogge ab und liefen durch die Amtshausgasse und die Schauplatzgasse zurück zum Bahnhof. Nach einer «Ehrenrunde» im Berner Bahnhof und einem kurzen Sprint, löste sich der Umzug kurz vor 20 Uhr bei der Reitschule auf. Zu einem Aufeinandertreffen mit den Fasnächtlern kam es daher nicht.
Einzelne der Demonstrierenden waren vermummt oder maskiert – auch mit Fasnachtsmasken. Immer wieder skandierten sie «Bern bleibt nazifrei» oder «Siamo tutti antifascisti». Es wurden auch einige Feuerwerkskörper gezündet.
Unter Beobachtung der Polizei
Die lautstarke Demonstration blieb mehrheitlich friedlich. Zwischen Bärenplatz und Zytglogge wurde aber ein Zuschauer von mehreren Demonstrationsteilnehmer in die Mangel genommen und verletzt. Es soll sich gemäss Zeugen um einen Rechtsradikalen gehandelt haben.
Die Polizei war an mehreren Orten präsent, griff aber nicht ein. Sie nahm aber einige Personenkontrollen vor, wie die Medienstellte gegenüber Bernerzeitung.ch/Newsnetz mitteilte. Weil die Hauptgassen zeitweise blockiert waren, kam es zu Verspätungen auf dem Bernmobil-Netz.