2002,  Antifaschismus,  Freiraum

Rechsextermer Angriff auf LaKuZ Langenthal

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/10/1382.shtml)
Communiqué der LaKuZ-Betreiber zum rechtsextremen Angriff auf ihr Lokal
In der Nacht auf Samstag wurde das Lakuz von Rechtsextremen übel zugerichtet.
Es erschreckt uns und macht uns traurig und wütend, dass unser Haus, das wir in unzähligen Arbeitsstunden aufgebaut haben, und wo wir nichts als friedlich zusammen sind, böswillig zerstört wurde.
Die Ursache des Problems ist der Rechtsextremismus, der latent immer auch in der bürgerlichen Gesellschaft vorhanden ist, und die erschreckende Gewaltbereitschaft. Die Wirkung entlädt sich in Langenthal seit anderthalb Jahren beim LAKuZ, weil es eine bequeme Zielscheibe bietet. Gebe es das LAKuZ nicht, würden sich die Neonazis andere Orte und zum Teil andere Opfer suchen, wie sie es vor Bestehen des LAKuZ taten.
Langenthal hat nicht erst seit diesem Vorfall ein Problem mit Rechtsextremismus und rechter Gewalt. Unzählige Male wurde das LAKuZ seit seinem Bestehen Opfer von Zerstörungsaktionen. Auch nach SCL-Matches, oder in der Stadt wurden Leute von Neonazis massiv angepöbelt oder sogar geschlagen. Es ist erschreckend, dass erst ein Gewaltexzess in diesem Ausmass Medien, Politik und Polizei aufzurütteln vermag. Wir haben uns von Anfang an bei Sachbeschädigungen und Angriffen an die Polizei gewandt. Diese hat uns allerdings mehr als einmal abgewiesen, unsere Anzeigen nicht aufnehmen wollen, oder uns mit unakzeptierbaren Äusserungen wie „wenn Ihr Euch unsicherfühlt, organisiert doch einen privaten Sicherheitsdienst“ (O-ton, Vogelsang, KAPO).
Wir hoffen, dass wenigstens jetzt das Problem von Politik und Polizei ernst genommen wird und auch sie ihre Aufgabe für eine demokratische und freie Gesellschaft erfüllen.
Besonders rücksichtslos und brutal (wie nicht anders zu erwarten) war auch der Angriff auf die trauernde türkische Familie beim Spital. Wir wollen dieser Familie unser Mitgefühl mitteilen, wir teilen auch ihre Wut und Bestürzung über den Angriff.
Rechtsextremismus und rechte Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem. Die latent immer vorhandene Sympathie für Rechtsextremismus stärkt und bestätigt die Neonazis in ihrem Tun. Das Wegschauen und Ignorieren grosser Teile der Bevölkerung ebenfalls.
GEMEINSAM GEGEN RECHTSEXTREMISMUS UND RECHTE GEWALT


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/neonazis-schlagen-wiederholt-zu/)
Langenthaler Tagblatt: Neonazis schlagen wiederholt zu
Nacht der Gewalt Rechtsextreme zerstören dasLakuz und greifen türkische Familie an. Eine Horde Rechtsextremer hat in der Nacht auf Samstag Langenthal unsicher gemacht. Die Neonazisrichteten im Jugendkulturzentrum Lakuz grossen Sachschaden und griffen später vor dem Spital einetürkische Familie an. Die Polizei griff mehrmals ein undverstärkte ihre Präsenz deutlich.

Die Nacht von Freitag auf Samstag war inLangenthal eine Nacht der Gewalt. Das Handgemenge amSchluss der Märitgass-Party (siehe Bericht unten)erscheint aber geradezu harmlos im Vergleich mit der Spur der Zerstörung und Aggression, welche eine HordeNeonazis hinterliess. Dreimal zogen die Rechtsextremen Lakuz, dem autonomen Kultur- undBegegnungszentrum an der Farbgasse. Beim zweiten Mal entstandeine Schlägerei, beim dritten Mal hinterliessen dieGlatzköpfe ein Bild der Zerstörung. Damit aber nichtgenug: Kurz vor vier Uhr morgens wurde eine türkische Familieins Spital Langenthal gerufen, weil ein Angehöriger imSterben lag. Zur selben Zeit begaben sich zwei leichtVerletzte begleitet von einer Gruppe Neonazis ins Spital. türkische Familie wurde zuerst verbal, dannauch handgreiflich von den Rechtsextremenangegriffen. Den inzwischen verstärkten Kräften derKantonspolizei und der Stadtpolizei Langenthal gelang es, eineweitere Eskalation zu verhindern.

Kulturzentrum teilweise zerstört
Begonnen hatten die Auseinandersetzungen am Freitagabend um zehn Uhr. Laut den Augenzeugenberichten einesLakuz-Vereinsmitglieds versammelte sich eine Gruppe mit Leuten aus der rechten Szene vor dem Lokal. «Siefotografierten das Gebäude, zeigten Schwur- und Stinkefinger und verlangten Einlass», schildert er die Situationin einem Bericht. Die Lakuz-Leute verwehrten denZutritt, der nur Mitgliedern gestattet sei, verschlossen die Türund riefen die Polizei. Diese sei umgehend eingetroffenund habe die Personalien von Mitgliedern derprovozierenden Gruppe aufgenommen. «Einer Patrouille der Kantonspolizei gelang es, die Lage zu beruhigenund die Skinheads zum Verlassen des Geländes zubewegen», schreibt auch die Polizei in einer Meldung. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer: Um ein morgens kehren Angehörige der rechten Szenezurück und verlangen Bier, so der Bericht desVereinsmitglieds.

Nach einem Handgemenge, bei dem eineFensterscheibe in die Brüche ging, gelingt es der Lakuz-Crew, Störenfriede hinauszuwerfen. Kurz darauf seienjene aber mit Holzprügeln bewaffnet zurückgekehrt. Lakuz-Leute fliehen und alarmieren ein zweitesMal die Polizei. Als diese eintrifft, hatten dieNeonazis den Tatort aber bereits wieder verlassen. Im Lokalherrscht ein
Chaos: Stühle und Tische sind umgestossen, die Musikanlage liegt am Boden. Später, um drei Uhr morgens, wird eine Horde von ungefähr 30 Rechtsextremen erneut beim Kulturzentrumgesichtet. Diese Zahl wird von der Polizei bestätigt. DieSchar sei daraufhin durch das Zentrum Langenthalsgezogen, wobei es zu weiteren Sachbeschädigungen kam,schreibt die Kantonspolizei. Kurz vor vier Uhr morgensereignete sich dann der Vorfall vor dem Spital, bei demeine türkische Familie bedroht und auch angegriffenwurde. Ausserdem beschädigten die Skinheads das Autoeiner Spital-Angestellten.
«Wir machen sicher weiter», sind sich dieBetreiber des Lakuz einig, obwohl sie traurig und schockiertseien, dass ein grosser Teil ihrer Aufbauarbeit ineiner Nacht zerstört wurde. Sie wollen nun abwarten, wasseitens der Behörden unternommen werde. «Polizei und Justiz müssen jetzt handeln», fordern sie. Vom Problem Gewalt von rechts sei nicht nur das Lakuzbetroffen, sondern die ganze Gesellschaft, halten die Lakuz-Initianten fest, die aus Angst vorRacheakten nicht namentlich in der Zeitung genannt seinwollen. Sie schätzen den angerichteten Sachschaden im Kulturzentrum auf mehrere tausend Franken.

Die Stadt will Anzeige erstatten
Die Polizei schreibt bezogen auf den in ganzLangenthal angerichteten Schaden sogar von mehrerenzehntausend Franken. Abklärungen zur Ermittlung derTäterschaft seien im Gang. Die Polizeipräsenz sei in derNacht auf Sonntag verstärkt worden, was auch zahlreichen Langenthalern aufgefallen ist. Werner Meyer, Langenthaler Gemeinderat und zuständig für die öffentliche Sicherheit, wurde gleich amSamstagmorgen informiert. «Das Haus gehört der Stadt, unddeshalb wird sich der Gemeinderat mit der Sachebeschäftigen. Sicher ist, dass eine Strafanzeige erstattet wird»,erklärte Meyer. «Wir haben ein grosses Interesse aneiner schnellen Aufklärung der Vorkommnisse.» Dabeiwürden sicherlich die aufgenommenen Personalien und erfassten Autokennzeichen hilfreich sein, soMeyer weiter. Von den sieben Personen, bei denen dieIdentität aufgenommen wurde, stammen vier aus dem Oberaargau und drei aus dem Raum Bern undBurgdorf. «Es war kein einziger Langenthaler darunter», Gemeinderat Meyer aufgefallen.