Neonazis vor Deutscher Botschaft
Inhalt:
1. Medienbericht
1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/rudolf-hess-marsch-ein-flop/)
Rudolf-Hess-Marsch: Ein Flop
Der Bund
Kundgebung: Junge Neonazis marschierten am Samstag vor der deutschen Botschaft am Willadingweg auf. Nur die Polizei nahm Notiz von der 30-minütigen Geisterdemo.
von Jürg Frischknecht
„Hier spricht das Nationale Info-Telefon Karlsruhe mit einer Sonderausgabe zum Hess-Marsch ’99» tönte es am Freitagabend bei der einschlägigen Nummer grossspurig. Ab Tonband verkündete die militärisch tönende Stimme: „Alle nationalen Aktivisten, die am Wochenende eines der letzten Abenteuer in Deutschland erleben wollen, sollen sich am Samstagmorgen im Grossraum Bodensee aufhalten.“
Bereits am Freitagabend hatten sich ein paar Dutzend deutsche und schweizerische Skinheads im Zürcher Säuliamt versammelt. Die Polizei nahm ihre Personalien auf. „Parkplatz bei der Autobahnausfahrt Wangen an der Aare“, wurde am Samstag im Säuliamt und am Bodensee als neuer Treffpunkt durchgegeben. Rund fünfzig meist sehr junge Skinheads aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz fanden sich ab Samstagmittag auf dem grossen Parkplatz des „Schützenhouse“ in Wiedlisbach bei Wangen ein. „Auch eine Frau mit zwei Kindern war dabei“, schildert eine Augenzeugin.
Etwa um 16 Uhr fuhren die Jungnazis mit etwa einem Dutzend Autos vor die deutsche Botschaft am Willadingweg in Bern, wo ein Sprecher eine kurze Rede hielt.
„Es waren höchstens dreissig Neonazis, und nach einer halben Stunde war alles vorbei“, erklärte Monika Dellmann, Pressesprecherin der deutschen Botschaft. Anschliessend fuhren die Skins wieder nach Wangen zurück.
„Weder störte der Aufmarsch die öffentliche Ordnung noch erzielte er Publizität“, erklärte Jürg Bühler, stellvertretender Chef der Bundespolizei, auf Anfrage. „Wir observierten den Anlass, verzichteten aber auf eine Information.“
Laut Bühler streuen die Schätzungen zur Teilnehmerzahl zwischen 30 und 100. Organisatorisch seien die Schweizer Hammer-Skins beteiligt gewesen.
Die deutschen Neonazis nahmen den Todestag von Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess in den letzten Jahren zum Anlass für Gedenkmärsche. Weil dies in Deutschland zunehmend auf Widerstand stösst, wichen sie nicht zum ersten Mal ins Ausland aus.