Störaktion ungehorsamer Studierender
Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht
1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2009/05/69121.shtml)
Mediencommuniqué zur vorübergehenden Besetzung der WiSo-Fakultätssitzung durch die Aktion Ungehorsamer Studierender „AUS“
Gestern Donnerstag (14.05.2009) haben dreissig StudentInnen die Sitzung der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät (dem Gremium, in welchem nahezu ausschliesslich die DozentInnen über das Schicksal der Fakultät entscheiden) vorübergehend besetzt. Die Aktion hatte zum Ziel, die definitive Absegnung des geplanten Bachelors in Sozialwissenschaften zu verhindern. Sie kann als Etappensieg gewertet werden.
Nach anfänglicher Konsternation der Fakultätsdelegierten erhielten die StudentInnen die Möglichkeit ihre Sicht der Dinge darzulegen. Anschliessend versuchten die Professoren und DozentInnen die StudentInnen zu beschwichtigen, indem sie ausweichende Antworten auf die Befürchtungen der StudentInnen gaben. Zudem behaupteten die Professoren, dass der sozialwissenschaftliche Bachelor bereits beschlossene Sache sei und die StudentInnen mit ihren Anliegen zu spät kämen. Wie sich herausstellte, war dies aber nur ein Vorwand, um die StudentInnen loszuwerden. Nach ca. 15 Minuten Diskussion hatten die Fakultätsdelegierten genug und forderten die StudentInnen auf den Raum zu verlassen, um die Sitzung wie geplant fortsetzen und den umstrittenen Studienplan des sozialwissenschaftlichen Bachelors endgültig absegnen zu können.
Die ungehorsamen Studierenden weigerten sich allerdings den Raum zu verlassen. In der Folge wollten die Fakultätsdelegierten die Sitzung in einen anderen Raum verlegen. Jedoch blieben die StudentInnen hartnäckig und folgten den SitzungsteilnehmerInnen durch das Hauptgebäude der Universität. Der Sitzungsleiter Prof. Dr. Emons und die restlichen Fakultätsdelegierten führten die Studierenden zu Rektor Würgler, um sie dort loszuwerden. Erneut blieben die StudentInnen beharrlich und liessen die SitzungsteilnehmerInnen nicht unbegleitet einen neuen Raum aufsuchen.
Weil sich der Rektor und der Sitzungsleiter nicht mehr anders zu helfen wussten, gab der Dekan den StudentInnen eine schriftliche Zusicherung, dass über den SoWi-Bachelor an der Sitzung nicht entschieden werde und dass im Rahmen der Reglementsdiskussion die bisherigen Studiengänge Soziologie und Politologie nicht gestrichen würden (Zitat: „Die alten Soz und Politologie Studiengänge werden nicht aus dem RSL [Reglement über Studium und Leistungskontrollen der Bachelor-/Master-/Doktoratsstufe, Anmerkung der VerfasserInnen] gestrichen.“1). Fürs Erste genügte diese Zusicherung den StudentInnen, da so der Beschluss vertagt wurde und die Studierenden nun weiter Druck aufsetzen können.
Die AUS fordert:
– Keine Schwächung der Soziologie, kein SoWi-Bachelor!
– Die drei Professuren der Soziologie müssen zuerst wieder besetzt werden, bevor weiter über die Zukunft des Instituts diskutiert wird.
– Falls die Diskussion über den SoWi-Bachelor wieder aufgenommen wird, müssen die Studierenden auf gleicher Augenhöhe mit den Professoren und DozentInnen und der Grösse ihrer Gruppe entsprechend einbezogen werden.
– DozentInnen und Studierende sollen in Zukunft gemeinsam in Selbstverwaltung über die Studiengänge und deren Inhalte entscheiden können.
Wir kommen wieder – wir haben AUSgeschlafen!
Aktion Ungehorsamer Studierender
2. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2009/05/69121.shtml)
Ungehorsame Studis stören
Mit einer provokativen Aktion störten 30 Studierende eine Fakultätssitzung. Sie verhinderten die definitive Verabschiedung des Bachelorstudiengangs Sozialwissenschaften.
30 Studierende haben am Donnerstag die Sitzung der Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät gestört. «Die Aktion hatte zum Ziel, die definitive Absegnung des geplanten Bachelorstudiengangs Sozialwissenschaften zu verhindern», teilen die Mitglieder der Aktion Ungehorsamer Studierender (AUS) mit. Am Mittwoch gingen wegen des geplanten Bachelorstudiengangs 300 Studierende auf die Strasse («Bund» vom Donnerstag). Sie protestierten gegen die Pläne der Universität Bern, die Fächer Soziologie, Politik- und Medienwissenschaften in einem gemeinsamen Bachelorstudiengang Sozialwissenschaften zusammenzuführen.
Das Generalsekretariat der Uni Bern bestätigte auf Anfrage die Störaktion an der Fakultätssitzung. Die Studierenden liessen sich laut eigenen Angaben nicht abschütteln, bis ihnen versichert wurde, die definitive Verabschiedung des Studienplans nicht zu traktandieren. Die Behauptung der AUS, die alten Soziologie- und Politologiestudiengänge würden nicht aus dem Studienreglement gestrichen, stimme zudem überhaupt nicht, sagt Rektor Urs Würgler. Mithilfe des Reglements werde nichts entschieden, nicht alle Studiengänge, die dort aufgelistet seien, müssten auch angeboten werden, erklärt der Rektor.
«Primitive Störaktion»
Zuerst habe die Sitzungsleitung die Securitas holen wollen, um die Störenfriede loszuwerden, die angeblich den Sitzungsteilnehmern folgten, als diese ein anderes Zimmer aufsuchten. Weil die Unileitung den Konflikt nicht habe eskalieren lassen wollen, sei auf repressive Massnahmen jedoch verzichtet worden, schreibt die AUS. «Sie wollten nur provozieren, ich finde die Störaktion primitiv», sagt Würgler. Unklar sei hingegen, wer die Studierenden eigentlich seien, sie gehörten weder den Fachschaften noch der Studentinnenschaft der Uni Bern (SUB) an. «Die AUS wird keine institutionellen Wege beschreiten, diese überlassen wir den Fachschaften», schreibt die AUS. Sie kündete weitere Aktionen an. Derweil sollen die Gespräche mit den Fachschaften und den betroffenen Studierenden weitergeführt werden, sagt Rektor Würgler.>