2018,  Antifaschismus

JSVP teilt Hitler-Zitat auf Facebook

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.derbund.ch/bern/kanton/verwirrung-ueber-nazibeitrag-der-jsvp/story/31166457)
Nazi-Beitrag hat bei der Jungen SVP keine Konsequenzen
Ein Vorstandsmitglied der JSVP Kanton Bern teilte auf Facebook ein Hitler-Zitat. Die Parteileitung nimmt die Person in Schutz.

Eigentlich wollte der Jungpolitiker mit seinem Facebook-Post bloss ein Zeichen für schweizerische Selbstständigkeit setzen. Das mit einem Schweizer Kreuz versehene Bild trug die Aufschrift «Die Schweiz, gabs vor der EU. Die Schweiz, gabs nach der EU» (sic). In etwas kleineren Lettern stand darunter zudem: «Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl», eines der bekanntesten Zitate Adolf Hitlers.
Dieses habe der junge Mann, dessen Name der Redaktion bekannt ist, aber schlicht übersehen. So lautet jedenfalls die Erklärung seiner Partei. Der Mann ist Vorstandsmitglied der Jungen SVP Kanton Bern. «Das Vorstandsmitglied hat das kleingedruckte Zitat nicht gesehen», schrieb die Partei am Montagmorgen als Antwort auf einen Facebook-Beitrag der kantonalen Jungfreisinnigen, der auf den Post aufmerksam machte. Weiter schrieb die JSVP, ihr Mann habe sich vom Zitat distanziert, und der Fall sei für sie damit geklärt.

Die Jungfreisinnigen ihrerseits zeigten sich «wütend und betroffen, dass solche unreflektierten und stupiden Worte rausposaunt werden können». Demokratie kenne keinen Platz für Faschismus. Das Zitat auf dem Bild stammt aus einer Rede des «Führers» von 1935, in der er die vermeintlich verweichlichte Jugend der Weimarer Republik verhöhnte und einen reinen, starken und folgsamen Nachwuchs forderte. Woher Bilder mit solchen Parolen stammen, lässt sich nur vermuten. Auf der Facebook-Seite des betreffenden JSVP-Mitglieds sind aber auch Beiträge der deutschen Pegida oder von Anhängern des englischen Rechtsextremen Tommy Robinson zu finden.
Auf «Bund»-Anfrage stellt Adrian Spahr zunächst die Gegenfrage, ob es sich wirklich um einen Hitler-Spruch handle. Der Co-Präsident der JSVP hält aber an der Erklärung fest, sein Untergebener habe das Zitat übersehen. «Auch wenn er es gesehen hätte – er wusste nicht, dass es von Hitler stammt.» Der Nationalsozialismus widerspreche fundamental den Werten der JSVP: «Man weiss ja, was die alles in Europa angerichtet haben.» Spahr sieht keinen Zusammenhang zwischen der Handlung des Jungpolitikers und der Politik der JSVP. Im Februar wurden Spahr und Co-Präsident Nils Fiechter nach der Veröffentlichung eines Plakats gegen ausländische Fahrende wegen rassistischer Hetze angezeigt. «Ja, wir treten provokativ auf, aber unsere Wähler goutieren das», so Spahr. Überschreite man gesellschaftliche rote Linien, sei das nicht gut. «Bis jetzt haben wir das nicht getan.»

Jungfreisinnige kritisiert Junge SVP
Der Entscheid des JSVP-Präsidiums, ihr Mitglied «konsequenzlos zu decken», sei höchst fragwürdig und überhaupt nicht nachvollziehbar, sagt Simone Richner, Präsidentin der Jungfreisinnigen Kanton Bern. Zudem findet die Rechtsanwältin die Erklärung für den Vorfall dubios. «Als Juristin habe ich Mühe damit, wenn man behauptet, das Kleingedruckte nicht gesehen zu haben. Das Zitat war kaum zu übersehen.»
Auch Aliki Panayides, Geschäftsleiterin SVP Kanton Bern, geht davon aus, dass das Vorstandsmitglied der Jungpartei die Herkunft des Zitats nicht kannte. Sie kenne den Spruch auch nicht. «So etwas verbindet man nicht a priori mit Hitler.» Man müsse aufpassen, was man im Netz teile. «Die SVP grenzt sich von Rechtsextremismus klar ab. Wir haben mit Nazi-Seich nichts am Hut.» (Der Bund)