2002,  Asyl/Migration,  Repression

kein mensch ist illegal karawane Bern & Biel

Inhalt:
1. Aufruf
2. Bericht


1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/06/478.shtml)
kurzbericht der dreilSnder-demo vom 15.6. in basel und des 1. tages der kein mensch ist illegal karawane von basel nach bern.
rund 400 leute besammelten sich am samstag morgen in basel, um im rahmen der dreilSnder-demonstration (ch, brd, fr) gegen das grenzregime, fŸr offene grenzen, gegen schengen, ausgrenzung, auschaffung, rassismus und fŸr die rechte der sans-papiers zu demonstrieren.
nach einigen reden fuhren wir mit extra-trams richtung grenze. nach einer etwa halbstŸndigen demo Ÿberquerten wir die grenze schweiz-deutschland, was erstmals die stimmung trotz der hitze deutlich besserte. mit parolen und lSrm wurde der symbolischen Ÿbertretung ausdruck verliehen.
in deutschland kamen weitere menschen aus der brd und frankreich dazu, so, dass wir schlussendlich etwa 1000 waren. gemeinsam zogen wir durch lange, eher einsame strecken nach weil am rhein, wo ein weiterer halt eingelegt wurde, um mit reden auf die wahnsinnige verschSrfung der inneren sicherheit, die rolle des bundesgrenzschutzes bgs und des schengen-regimes aufmerskam zu machen. das bgs gebSude wurde mit einem lauten pfeiff-konzert und ein paar knallern verabschiedet. nun gings endlich richtung auschaffungsknast „bSsslergut“ in basel, den wir mit einem erneuten grenzŸbertritt bei weil am rhein erreichten. ein hSsslicher anblick! ein riesiger komplex, umrandet mit ca. fŸnf meter hohen zSunen. wir versuchten, die gefangenen mit zurufen, knallern und langem lautem hSmmern an die zSune und gitter zu kontaktieren und unsere solidaritSt zu zeigen. kurz zeigten sich die mit mobilen trSnengas-tanks ausgerŸsteten grenadier-polizisten hinter den gintern und Susserten drohgebSrden. augenauf basel hielt eine eindrŸckliche rede zur momentanen situation der inhaftierten und machten nochmals einen rŸckblick auf die mehreren todesfSlle durch ausschaffungen. die stimmung beim knast war emotional und kraftvoll.
kurz danach lsste sich die demo nicht weit entfernt auf und die menschen ruhten sich aus…

die demo war zudem start der kein mensch ist illegal karawane von basel nach bern. einige stunden nach der demo machten sich 20 bis 30 sans-papiers unterstŸtzerInnen, begleitet von traktoren und vw-bussen, auf den weg nach reinach, wo die erste tages-etappe endete. da verschiedene kantonspolizeien drohten, sie wŸrden keine sans-papiers in der karawane dulden, entschieden sich diese bzw. das ganze kollektiv, vorerst nicht teilzunehmen.
hinter und vor der karawane fuhren polizisten „mit“, verhielten sich bis jetzt jedoch ruhig. in reinach fand am abend ein flŸchtlingsfest statt, das von der lokalen kirchgemeinde, wo wir auch Ÿbernachten, organisiert wurde. es ergaben sich dabei ein paar positive gesprSche.
morgen sonntag gehts weiter richtung laufen, offenbar ein stock konservatives nest, weshalb es im voraus auch unmsglich war, einen Ÿbernachtungsort zu finden.
wir ksnnten gut noch unterstŸtzung gebrauchen, es sind immer leute willkomen und somit werden alle gebeten, sich der karawane anzuschliessen!

kommende stationen:
montag, 17. juni: laufen – del*mont
dienstag, 18. juni: del*mont – undervelier
mittowch, 19. juni; undervelier – tavannes
donnerstag, 20. juni: tavannes – biel/bienne
freitag, 21. juni: ganzer tag biel/bienne
samstag, 22. juni: biel/bienne – suberg
sonntag, 23. juni: suberg – bern (ankunft 15 uhr hirschenpark)
mehr nachrichten folgen spSter…


2. Bericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/06/538.shtml)
leider gab es seit dem dienstag keine berichte mehr. das möchte ihc hier nachhohlen.

19.6.
nach einem spacigen sommernachts-konzert in der schönen umgebung des longo maï-hofs „le montois“ am vorabend, gings am mittwoch weiter durch eine wunderschöne schlucht nach reconvilier. dort durften wir beim asylheim bleiben, wo uns die leute über unseren besuch freuten und uns herzlich empfingen. nach gemeinsamen nachtessen wurde uns ein speziell zubereiteter kaffee serviert. spontan brachte jemand einen grossen ghettoblaster mit afropop, einige von uns machten eine feuershow. alle, vom heim und der karawane, tanzten zusammen und so lösten sich alle grenzen für einen abend in der guten stimmung auf.

20.6.
am donnerstag kamen wir schon am frühen nachmittag in biel an. nach dem wir quartier bezogen hatten in der kath. kirche von mett (algo biel) gingen wir in die bieler altstadt baden. da während der expo badeverbot ist im see, mussten wir folglich in einem stadtbrunnen uns abkühlen. um 17.15 nahmen wir mit demowagen, traktor und anhänger an der anti-scherrer-demo von dem ratshaus teil. mit dem ziel nicht ruhe zu geben, auch ein monat nach dem skandal scherrers rücktritt zu fordern und der scheinheiligkeit der politik nicht einfach ihren lauf zu lassen versammelten sich etwa 50 leute auf dem platz, währenddem die sitzung stattfand. am abend ging wer mochte, noch in den kessel oder die schrottbar.

21.6.
freitag war pause in biel. zuerst wurde mal ausgeschlafen und von den strapazen der letzten tage erhohlt. nach dem mittagessen machten wir eine infoaktion vor den toren der expo. besucherinnen und besucher wurden mit flyer darauf aufmerksam gemacht, dass auch die expo sans-papiers ausgenutzt hat. beim bau, bei einem restaurant, dass mittlerweile deswegen schliessen musste waren sie dabei und wurden nach getaner arbeit wieder ausgeschafft. unsere forderung, die expo soll das wahre gesicht der schweiz zeigen wurde von passantInnen interessiert zur kenntnis genommen, doch das die expo an solcher negativ-publicity keine freude haben würde, war klar und schon bald wurden wir von der polizei verjagt.
am abend hätte pvp auf dem zentralplatz rappen sollen. leider konnte nur ihr dj kommen, welcher für uns auflegte. flyer verteilen, unterschriften sammel, bier trinken und diskutieren zu fetten beats. um zehn uhr mussten wir mit der aufhören mit musik auf dem platz und schlossen den abend in der schrottbar ab.

22.6.
am samstag machte uns die polizei zum ersten mal das leben schwer. zuerst mussten uns gelangweilte expo-sicherheits-bullen zu hauf aus biel hinaus begleiten und unterwegs wollte ein töffli-polizist uns auf einmal die musik verbieten. auch das wurde überstanden und wir zogen durch einige verschlafene dörfchen nach frieswil, wo wir zum sommernachts-festival eingeladen waren. so hatten wir dort einen schönen abend und konnten die festival-besucherInnen auf unsere sache aufmerksam machen.

23.6.
gegen mittag schafften wir, alle schon ein wenig kaputt, es loszugehen. zu fuss und zu wagen meisterten wir auch unsere etappe nach bern. beim hirschenpark wurden wir von gut 60 leuten empfangen und zogen gemeinsam auf den bundesplatz. dort wurde eine riesige wäscheleine voller socken aufgehängt, womit wir ganz deutlich sagten: eure politik stinkt uns! pressekonferenz , gemütliches zusammensein und am abend ein punkkonzert in der reitschule machten den abschluss einer super woche.

jetzt wollen wir erst mal darüber schlafen und werden uns dann sicher noch eine rückblickende reflektion machen. vieles war gut, einiges ist schief gelaufen. vielleicht werden später davon einige gedanken im sinne einer politischen weiterentwiclung dieser aktionsform veröffentlicht. um feedback wären wir auch froh.
KEIN MENSCH IST ILLEGAL – DER KAMPF GEHT WEITER!