Spontandemo Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen*
Inhalt:
1. Aufruf
2. Communiqué
1. Aufruf (Originalquelle: https://www.facebook.com/feminfobern/posts/1113418472440344)
Spontandemo heute 18.30 Uhr Bahnhofsplatz Bern!
Zum 25. November – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen* rufen wir auf zu einer Spontandemo gemeinsam gegen das Patriarchat!
Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft, in der Männer* regieren und dominieren, was zur Diskriminierung von Frauen* bis hin zu ihrer Tötung führt.
Gemeinsam gegen das Patriarchat hier und jetzt – Zuhause – auf der Strasse – in der Schule – bei der Arbeit – im Nachtleben – im Freund*innenkreis – in der Familie – in der Regierung – in der Sprache – in den Medien – in den Köpfen! Für eine Welt ohne Übergriffe, Diskriminierung, Unterdrückung oder Ausbeutung.
Bekämpfen wir gemeinsam die Machtverhältnisse und zeigen den betroffenen Frauen*, dass wir an sie denken und sie nicht alleine sind!
* Wir möchten betonen, dass von den aufgezählten Gewalterfahrungen ebenso trans*, inter* und nicht-binäre Menschen betroffen sind und diese in besonderem Masse von Diskriminierung betroffen sind.
2. Communiqué (Originalquelle: https://www.facebook.com/feminfobern/posts/1113994809049377)
Heute am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen* zogen um die 50 Leute spontan durch die Berner Innenstadt. Vom Bahnhofsplatz bis zur Zytglogge und durch die Aarbergergasse haben wir gemeinsam gegen das Patriarchat demonstriert!
Folgender Flyer wurde verteilt:
25. November – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen*
Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft, in der Männer* regieren und dominieren, was zur Diskriminierung von Frauen* bis hin zu ihrer Tötung führt. Bekämpfen wir gemeinsam die Machtverhältnisse!
Femizid. Ist die von privaten und öffentlichen Akteuren begangene oder tolerierte Tötung von Frauen* und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Weltweit werden pro Tag ca. 137 Frauen* ermordet, im Jahr 2017 waren es ca. 87‘000. In der Schweiz stirbt im Schnitt jede 2. Woche eine Person an häuslicher Gewalt. Dazu kommt durchschnittlich jede Woche ein Mordversuch an einer Frau*.
Vergewaltigung. Bis heute liegt in der Schweiz eine Vergewaltigung laut Gesetz nur dann vor, wenn es sich um erzwungenen Geschlechtsverkehr handelt, die Betroffene weiblich ist und der Täter mit dem Penis in die Scheide der Frau* eingedrungen ist. Wir definieren sexuelle Gewalt jedoch als jede sexuelle Handlung mit einer anderen Person ohne gegenseitiges Einverständnis. Es muss also aktiv vor dem Sex sichergestellt werden, dass die andere Person auch Sex will und Passivität darf nicht länger als „stilles Einverständnis“ interpretiert werden. Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz 679 Vergewaltigungen angezeigt. Angst, Scham und mangelndes Vertrauen in die Justiz hindern viele Frauen* und Mädchen daran, sexuelle Übergriffe zu melden. Nur 8% der Frauen* erstatteten Anzeige. Es werden in der Schweiz schätzungsweise 20 Frauen* pro Tag vergewaltigt.
Vergewaltigung als Kriegsstrategie. Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt werden in vielen Ländern als Kriegstaktik eingesetzt. Zum Beispiel wurden kurdische Frauen* und Mädchen von türkischen Streitkräften oder Verbündeten des Erdogan Regimes in Rojava (Nordsyrien) bei Razzien oder in Haft teilweise mehrfach vergewaltigt.
Frauen* auf der Flucht. Weltweit beträgt der Anteil an Frauen* auf der Flucht 47%. Nur 17 % schaffen es in die EU zu flüchten. Mehr als ¼ der Frauen* erleben auf der Flucht sexualisierte Gewalt. Hinzu kommt, dass viele Frauen* zum Beispiel in Unterkünften auch noch rassistische Gewalt erleben müssen und zu wenig vor Übergriffen geschützt sind.
Gewalt gegen Frauen*. 2018 wurden in der Schweiz 7‘576 Fälle gemeldet, wo Frauen* Gewalt ausgesetzt waren. Das sind 631 pro Monat oder 21 pro Tag. Daneben wurden über 3’700 Fälle von Tätlichkeiten, 3’400 Fälle von Drohungen und über 1’800 Fälle von Körperverletzung erfasst. In Bern rückt die Polizei im Schnitt täglich drei Mal wegen häuslicher Gewalt aus. Bei 90 Prozent aller Fälle ging die Gewalt dabei von einem Mann* aus.
Frauen* in der Covid-19-Pandemie. Frauen* führen nicht nur weltweit mehr unbezahlte Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Hausarbeit, Altenpflege etc.) aus, sondern sind auch dort im Einsatz, wo ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht (Reinigungskräfte, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Supermärkten, Kindergärten, Grundschulen). Nach der ersten Corona-Welle stiegen die Meldungen zu häuslicher Gewalt in der Schweiz an. Viele Frauen* trauen sich jedoch nicht nach Hilfe zu fragen.
Catcalling. Ist die verbale oder andere nicht-körperliche sexuelle Belästigung, die von einer fremden Person im öffentlichen Raum ausgeht. Dies kann einer Frau* mehrmals täglich passieren. Catcalls sind keine Komplimente, sondern vielmehr das Ausnutzen von Dominanz und Macht und degradieren Frauen* und Mädchen zum (Sex-)Objekt für den Mann.
Konsens. Bedeutet einvernehmliches Handeln von allen Beteiligten für intime Berührungen. Ist Konsens nicht vorhanden handelt es sich um sexualisierte Gewalt und kann dazu führen, dass es zu schwerwiegenden Gewalttaten kommen kann. Nur ein Ja ist ein Ja!
Gemeinsam gegen das Patriarchat hier und jetzt – Zuhause – auf der Strasse – in der Schule – bei der Arbeit – im Nachtleben – im Freund*innenkreis – in der Familie – in der Regierung – in der Sprache – in den Medien – in den Köpfen! Für eine Welt ohne Übergriffe, Diskriminierungen, Unterdrückungen oder Ausbeutungen. An other world is possible and necessary Ⓐ!
* Wir möchten betonen, dass von den aufgezählten Gewalterfahrungen ebenso trans*, inter* oder nicht-binäre Menschen betroffen sind und diese in besonderem Masse von Diskriminierung betroffen sind.