2005,  Diverse Aktionen,  WEF

Besetzung Radio Emme (Langnau)

Inhalt:
1. Communiqé


1. Communiqé (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/01/29875.shtml)


Heute haben rund 15 AktivistInnen aus dem Emmental das Lokalradio „Radio Emme“ besetzt und wollten einen im Vorfeld zusammengestellten Beitrag abspielen lassen.
Der vorbereitete Beitrag kann hier gehört werden: http://radio.indymedia.org/uploads/bounced.ogg
Folgend noch das Communiqué zu der Aktion, welches unsere Beweggründe erklärt und kurz auf den Inhalt des Beitrags eingeht.
Im Bezug auf das WEF in Davos, haben wir, die Gruppe Radioaktiv, heute das Radio Emme in Langnau besetzt. Wir haben diese Aktionsform gewählt, um uns so Gehör in der Bevölkerung zu verschaffen.
Wir hatten im Vorfeld einen Beitrag vorbereitet, der lokale Auswirkungen der Politik des WEF’s aufgriff. Die Redaktion von Radio Emme war jedoch nicht bereit unseren Beitrag zu senden. Auch nach längeren hartnäckigen Diskussionen mit der Redaktionsleitung wurde nicht auf unsere Forderung eingegangen. Radio Emme hat sich jedoch bereit erklärt Interviews mit uns zu führen und diese zu einem späteren Zeitpunkt auszustrahlen. Da wir auch so unsere Inhalte und Anliegen an die Öffentlichkeit bringen können, sind wir auf ihren Kompromiss eingegangen.
Am World Economic Forum in Davos treffen sich die selbsternannten „Global Leaders“, einflussreiche Personen aus Politik und Wirtschaft, unter dem Deckmantel Wege zu besprechen, „um aus der Welt einen besseren Ort zu machen“.
Der 20-minütige Beitrag sollte anhand der hiesigen Landwirtschaft, aufzeigen, wie sich die durch WEF-Teilnehmer betriebene neoliberale Politik auf die Region auswirkt.
Dazu haben wir die zwei Grossthemen Biopiraterie und Gentechnik ausgewählt.
Durch Patentierung nehmen sich transnationale Grosskonzerne, wie Monsanto oder Nestlé, das Recht heraus, lebende Organismen ihr Eigentum zu nennen.
So wird eine extrem resistente Pflanze entwickelt und zu günstigem Preis auf den Markt gebracht. Doch mit dem Kauf dieses Saatguts verpflichtet sich der Bauer, keinen Nachbau zu betreiben, sondern jährlich neues Saatgut bei dieser Firma zu beziehen. Wer sich nicht daran hält, wird im Falle Monsanto strafrechtlich verfolgt. Somit ist der Bauer der betreffenden Firma und ihrer kontinuierlichen Preiserhöhung ausgeliefert.
In der Schweiz wird zurzeit ein Artikel zum Patentrecht ausgearbeitet, der eine Patentierung von Pflanzen (Entwicklung in diese Richtung) ermöglichen soll.
Zum Glück wird derzeit der Anbau von gentechnisch verändertem Saatgut noch nicht Betrieben. Jedoch forscht zum Beispiel die ETH Zürich in diesem Gebiet. Die Gentechnik birgt verschiedenste Gefahren, so sind die Auswirkungen auf den Konsumenten noch immer unklar. Die unkontrollierte Ausbreitung von GVO(gent. veränderten Organismen) durch Pollen und deren Vermischung mit GVO freien Organismen verunmöglicht ein nebeneinander von biologisch, konventionell und mit GVO produzierenden Betrieben. Der Einsatz von genmanipuliertem Saatgut hätte eine Umstrukturierung in der Landwirtschaft zur Folge. Dies scheint uns derzeit sehr fern.
Weit aktueller jedoch, ist die Subventionspolitik die in der Landwirtschaft betrieben wird. Die Bauern wurden durch Subventionen und den damit einhergehenden Forderungen vom Staat abhängig gemacht. Nun sollen Direktzahlungen an Kleinbauern, die bekanntlich seit Jahren ums Überleben kämpfen, ausfallen. Die Bundesräte Blocher und Merz wollen die Marktöffnung in der Landwirtschaft noch weiter vorantreiben und plädieren auf die Schaffung von Grossbetrieben. Als Folge ist mit dem Verschwinden der wirtschaftlich nicht rentablen Kleinbetrieben zu rechnen. Neben den dadurch geschaffenen Voraussetzungen für billigere Massenproduktion wäre auch die Grundlage für den Einsatz genmanipulierten Saatgutes geschaffen.
Somit vertreten oben genannte Bundesräte, wie auch weitere „Volksvertreter“ (welche Einsicht!) die gleichen Ziele wie die selbsternannten „Global Leaders“ in Davos.

Internationale Konzerne proklamieren das Ende des Welthungers durch die Verbreitung gentechnisch veränderter Lebensmittel. Ihre Interessen dahinter sind jedoch die Schaffung eines Abhängigkeitsverhältnisses und die damit einhergehende Gewinnmaximierung.
Sie treffen ganz klar harte Entscheidungen in harten Zeiten, doch nicht im Interesse der Weltbevölkerung. Das WEF hat in erster Linie den Nutzen, verschiedenste Vertreter von transnationalen Konzernen zusammentreffen zu lassen, also die Grundlage für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu bieten.