2009,  Antikapitalismus,  Besetzung,  Freiraum

Hausbesetzung Hochrain Biel

Inhalt:
1. Communiqué


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2009/05/69376.shtml)
Am Montag, dem 25.05.2009 haben wir, die Interessengemeinschaft „Familie Von Allmen“, die Liegenschaft am Hochrain 36 in Biel besetzt. Der „Familienrat von Allmen“ hat beschlossen, Haus und Garten wiederzubeleben und zu pflegen. Das Haus steht seit ca. drei Jahren leer, ist in einem sehr guten Zustand und soll abgerissen werden. Ein typisches Beispiel dafür, auf welche Art und Weise intakter Wohnraum dem abbruchwütigen Spekulantentum der Bauherren zum Opfer fällt. Da bewirken auch mehrere Rekurse der Nachbarschaft nicht viel.

Es gibt heute (auch in Biel) zu wenig Freiraum für die Jugend und kaum Möglichkeiten für alternative/experimentelle Lebensformen. Im Gegenteil, überall schiessen monotone Betonklötze und Eigentumswohnungen wie Pilze aus dem Boden, und da wo vor kurzer Zeit noch Menschen mit vielfältigen Ideen und Projekten gewohnt haben, stehen jetzt Parkplätze oder die Flächen liegen seit Jahren brach (wie an mehreren Orten in Biel sehr anschaulich zu sehen ist). Das sind „Abrisse auf Vorrat“ , wie wir es nennen, und da sind wir dagegen. Aber uns hat niemand gefragt. Also besetzen wir.
Die kapitalistische Gesellschaft zwingt uns einen Lebensentwurf auf, wo am Ende Profitgier Egoismus, Vereinsamung und Langeweile vorherrschen. Dagegen nützt auch das Sozialamt nichts. Wir werden uns diesen Zwängen entgegenstellen und stattdessen auf gegenseitiges Vertrauen, Eigeninitiative und Solidarität bauen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die kapitalistischen Gesetze selbst „ad absurdum“ führen. Bis dahin üben wir weiter.

Wir besetzen Häuser, denn was uns fehlt ist nicht eine Mietwohnung, sondern Lebensqualität, die wir in einer Betonwüste nicht finden. Als Lebensqualität empfinden wir ein gemeinschaftliches, selbstbestimmtes und selbstverwaltetes Leben, mit Platz für unsere Ideen, Projekte und Bedürfnisse. Auch wollen wir zwischenmenschlichen Konflikten nicht ausweichen, sondern sie leben und neue Ansätze des Zusammenlebens suchen und finden. Mit unserer gemeinschaftlichen Lebensweise wollen wir zeigen, dass es konkrete Alternativen und neue Ansätze für eine Gesellschaft in der Krise gibt.
Wir lassen uns weder kriminalisieren noch isolieren und schon gar nicht an den Rand drängen. Wir akzeptieren nicht, dass die Stadt Biel durch Betonklötze, Spekulantentum und andere Auswüchse kapitalistischen Grössenwahnes zur toten Stadt wird.
In diesem Sinne leisten wir durch diese Besetzung unseren bescheidenen Beitrag an ein lebendiges und offenes Biel.

Wir fordern die Besitzer leerstehender Häuser auf, diese zur gemeinschaftlichen Nutzung freizugeben. Solidarität mit allen besetzten Häusern und Freiräumen.

Ein Gruß an die Freiheit!
IG – Familie Von Allmen