2015,  Antifaschismus,  Demo,  Repression

Spontanspaziergang gegen Polizeigewalt

Inhalt:
1. Aufruf
2. Communiqué RJG
3. Medienbericht

1. Aufruf (Originalquelle: https://www.facebook.com/events/775196985959026/)
Auf Anordnung der Regierung verhinderte die Kantonspolizei zwei Mal, dass Antifaschist_innen in Bern demonstrieren. Die Polizei attackierte Demonstrierende von hinten auf Kopfhöhe mit Gummischrot. Es kam zu mehreren Polizeikesseln und weit über 100 Verhaftungen. In Zeiten, in denen Rassismus den Staat prägt und dieser Antifaschist_innen auf der Strasse angreift, wählen wir eine Welt ohne Polizeigewalt. Wir wählen auf der Strasse.


2. Communiqué RJG (Originalquelle: https://revolutionär.ch/wordpress/?p=1849)
Spontandemo gegen Polizeigewalt in Bern
Das Bleiberechtkollektiv rief heute zu einer Demonstration gegen Polizeigewalt auf. Über 300 Menschen solidarisierten sich heute Sonntag 18.10. mit dem Aufruf. Gestern wurden über 100 Antifaschist*innen verhaftet und im Neufeld in Käfigzellen gesperrt. Verzweifelt versuchte die Staatsmacht den ganzen Tag über mit Gummischrot, Pefferspray und Knüppel zu verhindern, dass wir unsere Inhalte auf die Strasse tragen. Rund 800 Menschen liesen sich von dem martialischen Aufgebot nicht einschüchtern und demonstrierten dennoch selbstbestimmt in den Strassen Berns.

Die Polizeigewalt war in den vergangen Monaten sehr stark spürbar in Bern. So stürmten mit Maschinengewehre bewaffnete Polizisten verschiedene besetzte Häuser und ging mit äusserster Gewalt gegen Frauen und Kinder vor. Immer wieder mussten Verhaftete und z.T. sogar Minderjährige wilkürlich DNA abgeben und sich nackt ausziehen. Hinzu kommen alltägliche rassistische Kontrollen, vor allem im Bereich der Schützenmatte. Der traurige Höhepunkt bildete der Polizeieinsatz bei einer Solidemo für die revolutionäre Bewegung in den kurdischen Gebieten der Türkei. Es wurde Gummischrot auf Kopfhöhe und aus knapp 2 Meter Distanz auf ältere Menschen oder Familen eingesetzt, dabei wurde sogar eine Massenpanik auf der Helvetiabrücke in Kauf genommen und ekzessiv Pefferspray eingesetzt. Als türkische Nationalisten mit Autos in eine Menge fuhren, verhinderte die berner Polizei, dass Menschen zu den z.T. Schwerverletzten vordringen konnten.

Dass die Polizei die Gewalt des Staates durchsetzt ist nichts Neues. Dennoch haben wir gestern und in den vergangen Monaten gespürt, dass diese noch rücksichtsloser und brutaler vorgeht. Als Grundlage dient ihnen dabei die Hetzte von Reto Nause. Diese Stimmungsmache hat System, einerseits geht es darum, vor den Wahlen Härte zu zeigen, andererseits fürchten sich die Herrschenden, dass wir stärker werden. Die grossen Flüchtlingsbewegungen in den vergangen Monaten hat an den Mauern der Festung Europa gekratzt. Auch die Schweiz ist davon betroffen und die Rechte profitiert mit rassistischer Hetze. Die Herrschenden haben Angst, dass sich Menschen organisieren und sich auf die Seite jener schlagen, welche unterdrückt, abgeschoben oder ausgebeutet werden. So lässt die Stadt aktuell keine Demonstrationen bewilligen, welche etwas mit dem Thema „Flüchtlinge“ zu tun haben. Wir werden aber keine Ruhe geben und weder die Polizei noch Faschos können uns daran hindern, dass wir unseren Protest auf die Strasse tragen und uns gegen die Herrschaft organisieren.


3. Medienbericht (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/300-personen-demonstrieren-gegen-polizeigewalt/story/16988227)
300 Personen demonstrieren gegen Polizeigewalt
Am Sonntagabend haben sich ungefähr 300 Personen auf dem Berner Bahnhofplatz getroffen, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Die Polizei war vor Ort.
Nachdem die Kantonspolizei Bern gestern und am Samstag vor einer Woche jeweils mit einem massiven Polizeiaufgebot unbewilligte antifaschistische Demonstrationen verhindert hatte, rief die «Revolutionäre Jugendgruppe Bern» auf Twitter spontan zur «Demonstration gegen Polizeigewalt» auf.
Heute um 17Uhr treffen wir uns wieder einmal auf dem Bahnhofplatz #Bern – Antifa Spontandemon gegen #Polizeigewalt pic.twitter.com/LOgxjyAsUt
— Revolutionäre Jugend (@RJG_Bern) 17. Oktober 2015

Polizei wollte Umzug stoppen
Dem Aufruf folgten ungefähr 300 Leute. Um 17 Uhr trafen sich die Demonstranten auf dem Bahnhofplatz und zogen anschliessend durch die Berner Innenstadt. Via Spitalgasse, Marktgasse, Hotelgasse und Bundesgasse erreichte der Demonstrationsumzug schliesslich den Bundesplatz. Laut einem Reporter vor Ort wollten die aufgebotenen Polizeigrenadiere den Demonstrationsumzug in der Bundesgasse kurz vor dem Bundesplatz stoppen. Der Versuch scheiterte aber, als die Demonstranten losrannten und die Polizisten anschliessend die Gasse freigaben.

Vom Bundesplatz aus begaben sich die Protestierenden auf den Waisenhausplatz, wo sie vor der Polizeikaserne ihren Unmut gegenüber der Polizei kundtaten. Dies geschah jedoch lediglich mittels Pfiffen und Rufen. Es wurden keine Gegenstände gegen die Kaserne geworfen. Die Polizei riegelte sämtliche Eingänge zur Kaserne ab.

Ein letzter Halt machten die Demonstranten vor dem Amtshaus, wo sie gegen verschiedene Inhaftierungen protestierten, bevor sie sich via Schützenmatte auf den Vorplatz der Reitschule begaben.

Ungefähr 50 Polizeigrenadiere waren vor Ort, das heutige Polizeiaufgebot ist also mit dem enormen Aufgebot der letzten beiden Samstage nicht vergleichbar. Die Kundgebung verlief bisher ruhig, es gab keine Sachbeschädigungen. Es wurden lediglich einige Knallpetarden gezündet.

Die Polizei griff insbesondere deswegen nicht ein, weil mit einer Kontaktperson vor Ort ein Gespräch geführt werden konnte. Es wurde eine Route vereinbart. Seitens der Kontaktperson wurde gemäss Medienmitteilung der Kantonspolizei zugesichert, dass die Kundgebung friedlich und ohne Sachbeschädigungen verlaufen werde.