Gewalttätige Übergriffe von Neonazis Fasnacht
Inhalt:
1. Medienmitteilung
2. Stadtpolizei-Medienmitteilung
3. Medienbericht
1. Medienmitteilung (Originalquelle: https://www.antifa.ch/medienmitteilung-3/)
Medienmitteilung
Bern, 12. März 2000
Gewalttätige Übergriffe von Neonazis und Hooligans während der Berner Fasnacht
Im folgenden dokumentieren wir verschiedene Übergriffe von Neonazis gegen Jugendliche.Donnerstag, 9. März 2000Ein junger Aktivist der Umverkehr-Initiative verteilt in der Innenstadt Werbematerial. Im Unwissen, dass die Tübeli-Bar ein Naziskin-Treffpunkt ist, verteilt er auch dort Material. Er bemerkt an einem Tisch eine Gruppe Naziskins, die ihn böse anschauen. Er verlässt das Lokal. Bevor er bei der Türe angelangt ist, bekommt er auch schon einen heftigen Schlag ins Gesicht.und wird beschimpft. Die Naziskins verfolgen ihn nach draussen und beschimpfen als linke Sau“. Resultat: ein blaues Auge.Freitag, 10. März 2000In der Nacht von Freitag auf Samstag sind ca. 20 Naziskins (ca. 15 Männer und 5 Frauen) vor der Tübeli-Bar am Trinken. Zytglogge/Marktgasse: Mehrere Jugendliche flüchten vor angreifenden Naziskins. Ein paar Jugendliche, die sich einmischen und weitere Gewalt verhindern wollen, werden nach einem heftigen Gespräch von den zahlenmässig überlegenen Naziskins verprügelt.Resultat: einer jungen Frau wird ein Zahn eingeschlagen (von Naziskinfrauen), ein junger Mann hat ein schräges Nasenbein“ und ein blaues Auge, ein weiterer nur ein blaues Auge.Samstag, 11.März 2000Noch um 08.00 Uhr morgens grölen Naziskins im Berner Hauptbahnhof Sieg Heil- und antisemitische Parolen. Später sitzen ein paar an der Bar unter der neuen Bahnhofstreppe und schreien ebenfalls Nazi-Parolen. Ein Zeuge beobachtet , wie zwei Polizisten schulterklopfend mit den Skins diskutieren und sich befriedigt zeigen, als diese nicht mehr lärmen“.Spät in der Nacht – wieder vor der Tübeli-Bar – trinken ca. 30 Naziskins, -Reenies und Hooligans gemütlich zahlreiche Biere. Laut AugenzeugInnen starten sie eine Verfolgungsjagd gegen irgendjemanden – leider sind uns keine weiteren Informationen dazu bekannt.Ein Augenzeuge ruft die Polizei an. Der diensthabende Polizist ist erstaunt und meint, von Nazis an der Fasnacht wisse er noch gar nichts.Ein weiterer Augenzeuge berichtete, als er bei Polizei-Grenadieren meldete, schon am Vortag habe es Schlägereien mit Naziskins gegeben, sei ihm gesagt worden, dass gehe ihn nichts an, er habe sich aus der Sache rauszuhalten und solle nicht „provozieren“ (?!)Fazit:
Es fällt auf, dass sich Naziskins wieder vermehrt in der Tübeli-Bar treffen und in der Nähe Jugendliche überfallen.
Die Polizei ist auf dem rechten Auge blind und auf dem rechten Ohr taub
AugenzeugInnen oder Opfer werden von der Polizei nicht ernst genommen
Antifa Fasnacht
2. Stadtpolizei-Medienmitteilung (Originalquelle: https://www.antifa.ch/berner-fastnacht-auseinandersetzungen-zwischen-personen/)
Berner Fastnacht: Auseinandersetzungen zwischen Personen der linken und rechten Szene
Stadtpolizei-Medienmitteilung 13.3.00
pid. Während der Berner Fastnacht ist es am vergangenen Wochenende in der Innenstadt zu zwei Auseinandersetzungen zwischen Personen der linken und rechten Szene gekommen. Zudem wurde von rechten militanten Kreisen Pfefferspray offensichtlich auch gegen Unbeteiligte eingesetzt. DieSanitätspolizei Bern musste im Zusammenhang mit diesen Vorfällen zwei Personen ambulant behandeln. Die Stadtpolizei führte eine weitere Person zur ambulantenBehandlung ins Spital. In der Nacht von Freitag auf Samstag kam es beim Zeitglockenturm zu einer Schlägerei zwischen ca. acht Personen der rechten und der linken Szene.Später meldeten Bürger Jugendliche mit Pfefferspray in der Zeughausgasse. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden aus der unteren Altstadt ca. Rechtsradikale gemeldet, dabei soll eine Gruppe in derGerechtigkeitsgasse Pfefferspray eingesetzt und Personen verprügelt haben. Der Stadtpolizei Bern gelangen keine Anhaltungen. Die Meldungen derBürger erfolgten zum Teil erst nachträglich, oder es war schwierig, wegen dergrossen Menschenansammlungen rasch an den Ort des Geschehens vorzudringen. Auch liegen zur Zeit keine Anzeigen oder Signalemente der Randalierer vor.
3. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/zugegangen-die-stadtpolizei-meldete-am-montag-handgreifliche/ & https://www.antifa.ch/nazi-schlager-machen-hatz-auf-antifa-linke/)
-sda
Auseinandersetzungen zwischen rechter und linker Szene und Übergriffe mit Pfefferspray aufUnbeteiligte.
Beim Zeitglockenturm kam es laut Stadtpolizei in der Nacht auf Samstag zueiner Schlägerei unter etwa acht Leuten der rechten und der linken Szene.Militante rechte Kreise hätten Pfefferspray gegen Unbeteiligte eingesetzt.Mehrere Personen mussten ambulant behandelt werden.
Auch in der Nacht auf Sonntag war die Fasnacht nicht für alle einVergnügen. 30 Rechtsradikale hantierten in der unteren Altstadt mit Pfefferspray undteilten Prügel aus, wie die Polizei schreibt.
Zu Anhaltungen kam es nicht. Die Polizei begründet dies damit, dass sieerst nachträglich gerufen wurde und dass es angesichts der Menschenmassenschwierig gewesen sei, zum Ort des Geschehens zu gelangen.
Die Gruppe Antifa Fasnacht kritisiert, die Polizei habe zum TeilAugenzeuginnen oder Opfer nicht ernst genommen. Sie sei auf dem rechten Auge blindund auf dem rechten Ohr taub.
-Der Bund
fasnacht / Mit Verfolgungsjagden, Faustschlägen und Pfefferspray sind rechtsextremeSkinheads im Fasnachtstaumel gegen linke Jugendliche vorgegangen; auch Unbeteiligte waren offensichtlich betroffen. Polizeibilanz:drei leicht Verletzte.
rg. Am Fasnachtswochenende ist es in Bern gleich zweimal zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Personen der linken und derrechten Szene gekommen, wie die Stadtpolizei gestern bestätigt hat. Auch wurde laut Polizei «von rechten militanten Kreisenoffensichtlich auch gegen Unbeteiligte Pfefferspray eingesetzt». Die Sanitätspolizei behandelte zwei Personen ambulant, eine weiterebetroffene Person wurde zur ambulanten Behandlung ins Spital geführt. In einer bereits am Sonntagabend publizierten Mitteilung derlinks-autonomen «Antifaschistischen Aktion» (Antifa) ist die Rede von drei Männern mit «blauen Augen», einem Mann mit «schrägemNasenbein» sowie einer jungen Frau mit einem «eingeschlagenen Zahn».
Der erste Zwischenfall geschah in der Nacht zum Samstag unweit des Zeitglockenturms, wo gemäss Polizeimitteilung etwa acht rechte undlinke Jugendliche aneinander gerieten und sich eine Schlägerei lieferten; später hätten Bürger der Polizei gemeldet, dass in derZeughausgasse Pfefferspray-bewaffnete Jugendliche umherzögen. Antifa seinerseits gibt dazu an, dass etwa 20 «zahlenmässigüberlegene» Skinheads eine Gruppe Jugendlicher verprügelt hätten – und zwar Jugendliche, die sich eingemischt hätten, um Gewalt zuverhindern, nachdem zuvor «mehrere andere» Personen vor «angreifenden Nazi-Skins geflüchtet» seien.
Dann, in der Nacht zum Sonntag, wurde der Stadtpolizei gemeldet, dass in der Gerechtigkeitsgasse «zirka 30 Rechtsradikale» mitPfefferspray «gegen eine Gruppe» vorgegangen seien und dabei auch «Personen verprügelt» hätten. Antifa ihrerseits schreibt hierzu voneiner «Verfolgungsjagd gegen irgendjemanden – leider sind uns keine weiteren Informationen dazu bekannt». Laut Antifa-Zeugen griffen«zirka 30 Nazi-Skins» und «Reenies» (Skinhead-Frauen) sowie «Hooligans» die Gruppe an.
Antifa will auch von einem dritten Vorfall wissen, von dem die Polizei indessen keine Kenntnis hat: Bereits am Donnerstagabend sei einAktivist der Umverkehr-Volksinitiative in der Rathausgasse von Skinheads als «linke Sau» tituliert und «heftig ins Gesicht geschlagen»worden. Nicht bestätigen konnte Stapo-Informationschef Franz Märki auch Antifa-Angaben, wonach am Samstagmorgen im BahnhofSkinheads «Sieg heil!» und antisemitische Parolen «grölten» – zwei Polizisten hätten laut einem Augenzeugen die Skins angehalten, nichtso «zu lärmen».
Der Polizei gelang es nicht, Gewalttäter festzunehmen. Auch liegen ihr keine Täter-Signalemente vor. Einerseits sei es im fasnächtlichenRummel für sie «schwierig gewesen, rasch an den Ort des Geschehens vorzudringen». Andrerseits seien Meldungen von Zeugen teils erstnachträglich erfolgt. Und schliesslich hätten noch keine Angegriffenen Anzeigen eingereicht.
Die Antifa-Behauptung, Berns Polizei sei «auf dem rechten Auge blind» gewesen, statt die Skins zu stoppen, weist Märki klar zurück.