2017,  Antifaschismus

Wegen Hautfarbe verprügelt Thun

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/wegen-der-hautfarbe-verprugelt/)
Wegen der Hautfarbe verprügelt
BernerZeitung
Ein 22-jähriger dunkelhäutiger Schweizer wurde in Thun von einer Gruppe Skinheads zusammengeschlagen. Auch seine fünf Freunde, darunter eine Frau, wurden Opfer der sinnlosen Gewaltattacke.

Ein bestimmtes Bild vom letzten Sonntagmorgen geht Damian B.* nicht mehr aus dem Kopf: «Ich liege auf dem Boden, über mir zwei kahlrasierte Rechtsextreme in Bomberjacken.» Einer der beiden fragt den 21-jährigen Thuner, ob er schon mal Springerstiefel in seinem Gesicht gespürt habe. «In diesem Moment geriet ich in totale Panik», sagt Damian B.
Als die beiden Neonazis merken dass Freunde von?Damian B. die Polizei verständigen, ergreifen sie jedoch die Flucht. «Was wäre geschehen, wenn sie nicht abgehauen wären?», fragt sich der 21-Jährige.

Hautfarbe als Grund
Faustschläge und Fusstritte von rund sieben Neonazis mussten zuvor auch fünf seiner Freunde, darunter eine Frau, einstecken.
Auslöser für die Gewaltattacke: ihr dunkelhäutiger Freund Samuel M.*, Sohn einer Schweizerin und eines Afrikaners. Die Skinheads werfen den 22-Jährigen Thuner zu Boden und treten ihn. Als Gründe für ihren Angriff nennen sie seine Hautfarbe und seine «Anwesenheit in der Schweiz».

Schock und Schmerzen
Damian B. und seine Freunde möchten anonym bleiben. Über den Vorfall schweigen wollen sie hingegen nicht, auch wenn ihre Angst vor möglichen Folgen gross ist. «Wir müssen die Bevölkerung aufrütteln. So etwas darf nicht wieder geschehen. Aus diesem Grund haben wir uns an die Zeitung gewandt», erklärt der 21-Jährige.

Er, Reto M.* und Marcel S.* tun dies in Vertretung ihres Freundes Samuel, der momentan die Rekrutenschule absolviert. «Er steht, wie wir alle, unter Schock. Seine seelischen Schmerzen sind jedoch viel grösser als die körperlichen», sagt der 22-jährige Reto M., der selber etwa 15 Schläge einstecken musste.

«Aus dem Nichts heraus»
Geschehen ist das Ganze in der Nacht vom letzten Samstag auf Sonntag. «Wir waren kurz nach drei Uhr auf dem Heimweg vom Ausgang, als uns im Bälliz eine Gruppe von etwa sieben Skinheads entgegenkam», schildert Reto M. die Vorgänge. Sie hätten die Neonazis beim Vorbeigehen ignoriert.

Was danach geschah, hat Reto M. nicht direkt mitbekommen, da die Freunde etwas versetzt hintereinander liefen. «Samuel kam plötzlich völlig aufgebracht zu mir», erinnert sich der 22-Jährige. «Er erzählte mir, dass ihn einer der Neonazis aus dem Nichts heraus zu Boden geworfen und mit Fusstritten traktiert hatte.»
Wütend über den Vorfall ging Reto M. zurück, um die Skinheads zur Rede zu stellen: «Der Grossteil von ihnen war aber bereits wieder verschwunden. Ich traf nur noch auf einen Mann und eine Frau.» Als er die beiden gefragt habe, ob sie etwas mit der Attacke zu tun hätten, seien sie gleich aggressiv geworden. «Sei stritten das Ganze ab. Dies obwohl der Mann mit seiner Glatze, Bomberjacke und Springerstiefeln klar als Rechtsextremer zu erkennen war», sagt der 22-Jährige.

Mit grosser Brutalität
Als er erkannt habe, dass das Gespräch zu nichts führe, ging?Reto M. zu seinen Freunden zurück. «Rückwirkend weiss ich nicht, ob es gut war, die beiden anzusprechen. Vielleicht hätte das Ganze verhindert werden können», sagt?der 22-jährige Thuner. Denn kurze Zeit später holte die ganze Gruppe Rechtsextremer die Freunde bei der Schulhausstrasse auf der Höhe der Berner Kantonalbank BEKB ein.

«Als ich die Typen auf uns zurennen sah, erfasste mich eine riesige Angst», führt der 22-jährige Marcel S aus. Die rechtsextremen Schläger seien denn auch mit grosser Gewalt auf die jungen Leute losgegangen. «Unsere Kollegin wurde von einer Frau beispielsweise mit der Faust ins Gesicht geschlagen.» Den Rest der Gruppe traktierten die brutalen Skinheads mit Faustschlägen und Fusstritten.
Marcel S. und seine Freunde riefen die Polizei mehrmals mit dem Natel um Hilfe. Als diese rund zehn Minuten später mit mehreren?Streifenwagen eintraf, waren die Neonazis verschwunden.