Solidaritäts-Demonstration Bahnstrasse (steigi69)
Inhalt:
1. Aufruf
2. Stellungsnahme
3. Bericht Demo
4. Medienbericht
1. Aufruf (Originalquelle: https://barrikade.info/Lagebericht-Steigi-69-793)
Seitdem wir uns das letzte Mal an die Öffentlichkeit gewandt haben ist einiges passiert. Damals haben wir erzählt, was wir mit der Stadt, dem Eigentümer, besprechen. Auf was wir pochen und was Sinn macht. Heisst: kein Abriss auf Vorrat. Keine Brache dort, wo Wohnungsnot besteht. Wir wollen bleiben, bis neu gebaut wird. Denn gebaut werden kann erst, wenn ein Baugesuch bewilligt ist. Das ist hier aufgrund einer Sammeleinsprache der Quartierbewohner*innen nicht der Fall.
Demo am 17.2.2018. Treffpunkt 17:00 Loebeggen, Bern
Das erste Gespräch das folgte, nachdem wir uns an die Medien/Öffentlichkeit gewandt haben, verlief äusserst erfreulich und erbaulich. Die Stadt stieg plötzlich auf unsere Vorschläge ein. Sie gaben uns einen Vertrag in dem explizit steht wir dürfen bleiben, bis das Baugesuch bewilligt ist (Siehe Beilage). Wir funktionieren als Kollektiv, wir treffen keine Einzel- oder Kurzschlussentscheidungen. Wir besprechen immer alles und es wird erst entschieden, wenn alle damit einverstanden sind. Das nennt man basisdemokratisch.
Folgerichtig machten wir einen neuen Termin mit den zwei Vertretern der Stadt ab, um den Vertrag zu unterzeichnen. Dieses Gespräch fand letzten Donnerstag, am 1.2 statt. Die Vertragsunterzeichnung sollte heute, Dienstag den 6.2. stattfinden. Nun tauchten heute Mittag nicht die bisherigen zwei Vertreter der Immobilien Stadt Bern auf, sondern der liebe Herr Lergier mit zwei stummen Angestellten. Der Vertrag von letztem Mal sei nichtig, so die Botschaft. Nein, er wolle nicht mit uns diskutieren. Nein, er wolle unsere Fragen nicht anhören. Herr Lergier, ein Abgesandter der Stadt Bern, entzieht sich durch Kommunikationsverweigerung seiner Verantwortung und verschliesst Augen und Ohren vor den Problemen der Stadt, in der er sich selbst als wichtig erachtet.
Bis zum Freitag dem 16.2 sollen wir also wieder verschwunden sein. Es sei ihm scheissegal, dass Mitte Februar sei, dass das Gelände danach brach liege, dass das Baugesuch erst in unbestimmter Zeit bewilligt wird. Bis zum Freitag dem 16.2. verschwunden, sonst kommen die Blauen, Hüter des Eigentums, mit allem was sie haben.
Aber: Steigi 69 bleibt. Brachen gibt‘s schon zu viele. Abriss auf Vorrat ignoriert die Bedürfnisse der Bewohner*innen einer Stadt, in der nur 0.3% aller Wohnungen leer stehen und erschwinglicher Wohnraum höchstens über gute Beziehungen zu erwerben ist.
Wir wehren uns gegen diese herablassende, arrogante Wohnpolitik der Stadt Bern und rufen deshalb zu lautstarkem, buntem und bestimmten Widerstand auf. Welchen wir am 17.2.2018 auf die Strasse tragen werden. Treffpunkt 17:00 Loebeggen. Kommt alle!
Es grüsst das Steigi 69
2. Stellungsnahme (Originalquelle: https://barrikade.info/Stellungsnahme-Steigi-69-829)
Sehr geehrte MitarbeiterInnen der ISB, sehr geehrter Herr Aebersold
Das Kollektiv des Steigi 69 hat Ihre Aufforderung, sich bei den MitarbeiterInnen des ISB zu entschuldigen erhalten und möchte sich mit folgendem Brief an diese wenden.
Herr Aebersold hat sich öffentlich (Bund und BZ vom 7.2.18) dazu geäussert, dass der Grund für das Sistieren der Verhandlungen eine Drohung unsererseits gegenüber eines Mitarbeiters der ISB war. Somit sei eine „rote Linie“ überschritten und weitere Verhandlungen unmöglich geworden. Wir bedauern, dass direkt an die Öffentlichkeit gegangen wurde, ohne uns im Vorfeld darüber zu informieren oder unser Erleben dieses Vorfalls zu konsultieren.
Es befremdet uns, dass uns eine gewaltsame Räumung bevorsteht, wenn wir uns dieser Drohung nicht für schuldig erklären. Wir hätten uns eine direktere und offenere Kommunikation gewünscht und bedauern, dass wir in ein Machtspiel und ein Ringen um Sympathie vonseiten der Öffentlichkeit hineingezogen werden. Die Rolle der bösen, drohenden BesetzerInnen wird uns aufgesetzt und diese sollen wir nun aufrecht erhalten.
Wir wiederholen, wie bereits in der Stellungsnahme vom 7.2.18, dass es uns äusserst fern liegt jeglichen Personen, auch MitarbeiterInnen des ISB, zu drohen. Es handelte sich um ein bedauernswertes Missverständnis und uns scheint, dass die Unterstellung einer Drohung als Mittel genutzt wurde, uns als VerhandlungspartnerIn öffentlich zu diskreditieren und uns loszuwerden. Jedoch liegt es nicht in unserem Ermessen, die Auffassung von anderen Personen infrage zu stellen. Was zählt, ist die Auffassung des Empfängers einer Aussage, nicht die des Senders. Wir bedauern, dass ein Mitarbeiter sich wegen einer missverstandenen Aussage bedroht fühlte und entschuldigen uns für dieses verursachte Gefühl. Gleichzeitig möchten wir festhalten, dass es zielführender ist in solchen Fällen den Dialog zu suchen und sicher nicht ihn abzubrechen.
Wir freuen uns auf die Weiterführung der Vertragsverhandlungen zur Zwischennutzung der Steigi 69 und über die Verhinderung von Abriss auf Vorrat.
Freundliche Grüsse,
Das Kollektiv Januarlöcher
4. Bericht Demo (Originalquelle: https://www.facebook.com/InfoAGB/posts/981170855364604?__xts__)
Rund 200 Menschen beteiligten sich gestern an der Solidemo für die #Steigi69 und für mehr Freiräume in Bern. Vom Loebegge aus zog man mit Musik, Parolen und Feuerwerk an der ehemaligen #effy29 vorbei ins Steigerhubel.
Die Besetzer*innen der Steigi69 sollen auf Anordnung des sozialdemokratischen Gemeinderates Michael Aebersold das Haus verlassen – ansonsten droht eine Räumung. Die repressive Haltung gegenüber der Steigi69 und vergangen Hausprojekten wie an der Effingerstrasse 29 oder der Bernstrasse 3 wurde in zahlreichen Reden thematisiert. Aktuell haben einige linksaussen Parteien im Parlament eine dringliche Motion eingereicht, um eine Räumung auszusetzen. Ob diese angeommen wird ist jedoch ungewiss und es braucht weiterhin einen kraftvollen Protest auf der Strasse.
Keine Räumung auf Abriss – Steigi69 bleibt!
Flyer:
An der Bahnhofstrasse 69 in Bern steht ein leeres Gebäude (verwaltet von Immobilien Stadt Bern, ISB), dass von Menschen bis zum Abriss genutzt und belebt wird. Die Stadt behauptet sich gegen Leerstand und somit für Zwischennutzungen einzusetzen, ABER verweigert jede weitere Verhandlung mit den BewohnerInnen der Bahnhofstrassse 69.
Der Grund:
Die Stadt behauptet, dass ein Mitarbeitender der ISB von einem Bewohner bedroht wurde. Das Kollektiv „Steigi 69“ und die betroffene Person hatten nie die Absicht jemanden zu bedrohen und möchten das Missverständnis klären. Die Stadt verweigert jegliche Klärungsversuche und droht mit Räumung. Wo ist jetzt die ach so offene und gesprächsbereite Stadt Bern?
Wir haben es satt! Nur weil wir keine gewinnorientierte und von der Stadt initierte Zwischennutzungen sind, ständig gejagt und vertrieben zu werden. Wir sind Menschen und keine leblosen Dossiers. Wir lassen uns nicht bürokratisieren!
Wohnraum ist da um darin zu leben, nicht um damit Geld zu machen!
Steigende Mieten stehlen uns Zeit, für unsere Kinder da zu sein und zwingen uns das Arbeiten als einzigen Lebensinhalt auf.
Besetzte Häuser schaffen Energie für antikapitalistisches Engagement.
Wir haben genug von der Kriminalisierung alternativer Wohnprojekte und der daraus folgenden Repression!
Wir besetzen Häuser, weil wir uns nicht von traurigen Menschen hinter traurigen Bürotischen traurig machen lassen. Und werden dies auch weiter tun!
Wir wollen die Blüten aus den Tiefen des Freiraums auf den Strassen, in allen Häuser und in deinem Kopf blühen lassen!
4. Medienbericht (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/HausbesetzerDemo-verlaeuft-friedlich/story/25603242)
Unter dem Motto «Steigi bleibt» demonstrierten am Samstag in der Berner Innenstadt rund 150 Personen. Sie wehrten sich gegen die Räumung des besetzten Gebäudes an der Bahnstrasse.
Rund 50 Personen trafen sich am frühen Samstagabend am Loebegge, um gegen die Räumung des besetzten Hauses an der Bahnstrasse zu demonstrieren.
Der Demonstranten blockierten anschliessend die Bundesgasse, wo sich das Büro von Gemeinderat Michael Aebersold (SP) befindet. Dieser war im Vorfeld der Kundgebung mit den Hausbesetzern im Gespräch gewesen.
Da man sich nicht einig geworden ist, haben die Stadtbehörden den Besetzern eine Frist zum Verlassen des Gebäudes gesetzt, die jedoch am Freitagmittag ungenutzt verstrichen ist.
Der Demonstrationszug, der mittlerweile auf rund 150 Personen angewachsen war, bewegte sich danach von der Bundesgasse zur Effingerstrasse, wo Hausbesetzer vor rund einem Jahr ein Gebäude in Beschlag genommen hatten. Dort zündeten die Demonstranten Leuchtpetarden und skandierten «Effi lebt – Steigi bleibt».
Die Polizei begleitete das Geschehen, griff aber nicht ein. Zum Abschluss versammelten sich die Besetzer und ihre Sympathisanten vor dem «Steigi 69», wo sie im Garten ein Feuer anzündeten und eine Party steigen liessen.