2016,  Asyl/Migration,  Farbanschlag,  Repression

Stadt bekämpft Dachbemalung Reitschule

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2016/06/97717.shtml)
Das Reitschuldach wurde abermals von der Stadt übermalt – und erneut am selben Tag wieder neu beschriftet. Wir lassen uns nicht grundieren!
Vor einigen Wochen haben wir die Dächer der Reitschule mit Schriftzügen gegen die Ausschaffungsmaschinerie und die Abschottungspolitik der Schweiz und ganz Europa bemalt. „SBB and Securitas deport people – block them“ konnte auf dem einen Dach gelesen werden, direkt neben den Gleisen der SBB, auf denen täglich tausende Menschen ihre Bewegungsfreiheit geniessen und mit 200 km/h nach Zürich, Olten oder Basel fahren. Nicht vielen Menschen bekannt ist die Tatsache, dass die SBB zusammen mit der privaten Firma Securitas mit dem sogenannten „Jailtrain“ Menschen ausschafft resp. verschleppt sowie andere Gefangene transportiert. „Bewegungsfreiheit für alle – überall“ konnte unter dem ersten Schriftzug gelesen werden. Nicht nur Menschen, die zufälligerweise den „richtigen“ Pass haben, müssen sich frei bewegen können, sondern alle Menschen, bedingungslos und weltweit.

Auch die Stadt Bern ist Teil davon
Die Stadt Bern liess alle drei Dächer (neben dem genannten auch „Fight Frontex“ und „Stop Deportation“) übermalen. Da zeigt es sich wiedereinmal klar: Auch die Stadt ist Teil der Ausschaffungsmaschinerie, lässt Menschen verschleppen und Wahrheiten grau übermalen. Ausschaffungein sind Akte von roher Gewalt gegen Menschen, die eh schon an den äussersten Rand gedrängt werden. Lieber nicht darüber reden, im Geheimen durchführen oder eben einfach übermalen und hoffen, dass es niemensch mitkriegt.
Das lassen wir nicht zu! So haben wir die Dächer am selben Tag wieder beschriftet, mit den gleichen Schriftzügen (und der Bemerkung: „Merci fürs Grundieren“). Ganze sechs Tage ging es, bis die Stadt es wieder übermalen liess.

Ausschaffungen sind brutal
Anstatt es wieder grau zu übermalen, gab die Stadt aber in Auftrag ein paar Blumen über „Fight Deportation“ zu malen, ein grosses Smiley über „SBB and Securitas deport people – block them“ und „Gärn gscheh!“ über „Fight Frontex“. Okay, „Gärn gscheh“ als Antwort auf „Merci fürs Grundieren“ wäre okay. Aber was genau ist an Ausschaffungen so lustig und blumig? Es ist dreist gegenüber den Tausenden von Menschen welche jährlich ausgeschafft werden! Ausschaffungen sind nicht lustig, sind nicht blumig, ausgeschafft wird mit Handschellen, Ganzkörperfesselungen und „wenn nötig“ mit Beruhigungsspritzen. Mehrere Menschen sind dabei schon gestorben.

Das Dach kann übermalt werden, unseren Widerstand nicht
Wir wollen das nicht zulassen, wir kämpfen weiter gegen Ausschaffungen, Abschottung und für Bewegungsfreiheit für alle. Wir sind entschieden uns zu wehren und zu solidarisieren, wir besitzen nicht Geld wie die Stadt, aber wir sehen die Dringlichkeit und kämpfen weiter. So haben wir das Dach abermals übermalt – FIGHT DEPORTATION, FIGHT FRONTEX, FIGHT SBB, FIGHT SECURITAS!

2. Medienbericht (Originalquelle: http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/reitschule-dachverstaendigung-nach-berner-art/story/18689027)
Stadt und Reitschule «kommunizieren» via Dach. Die Stadt liess einen Aufruf zu Gewalt entfernen, jetzt ist ein neuer Aufruf da, auch dieser muss weg. Die Rechnungen für solche Malerarbeiten bezahlt laut Stadt jeweils die Ikur.
Man kann auch via Dach mitein­ander kommunizieren. Gestern sah man auf dem Reitschule-Dach ein Smiley mit einem «A» darauf, den Spruch «Merci fürs Grundiere», ein «Gärn gsche» und dann noch «Fight Securitas, Frontex, SBB».
Wie ist es dazu gekommen? ­Immobilien Stadt Bern (ISB) forderte die Betreiber der Reitschule letzte Woche dazu auf, den Aufruf «SBB and Securitas deport people. Block them» zu entfernen.
Doch weil die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) nicht reagierte, wurde der politische Chef von ISB, Alexandre Schmidt (FDP), selbst aktiv. Er liess das Dach neu Grundieren und den Schriftzug durch ein grosses Smiley ersetzen.
Und sofort reagierten die Reitschüler: Sie malten ein grosses «A» über das Smiley, dazu ein humorvolles «Merci fürs Grundiere». Die Stadt nahms mit noch mehr Humor: «Gärn gsche», heisst es als Antwort auf das Merci auf der anderen Seite des Giebels – dort, wo vorher «Fight Frontex» stand.
Doch dann ist den Reitschülern offenbar der Humor ausgegangen. Sie schrieben nur noch «Fight Securitas, Frontex, SBB» rund um das städtische Smiley. Schmidt: «Jetzt werden wir diese Aufschriften wieder entfernen lassen und die Rechnung dafür der Ikur schicken.»

Feindbilder der Extremisten
Derartige Dachverständigungen gab es bereits mehrfach. Das Verhalten der Stadt sei stets das gleiche wie in diesem Fall. Die Rechnungen fürs Übermalen würden von den Reitschule-Betreibern jeweils beglichen, so der Finanzdirektor.
SBB und Securitas gehören zu den Feindbildern der gewaltbereiten Linksextremen. Sie seien ein Teil der «Ausschaffungsmaschinerie», die Menschen «deportiert» und sich an deren Elend bereichere, so der Tenor auf der Internetplattform Indymedia.
Dort findet man auch eindeutige Aufrufe zu Gewalt und Sabotage gegen diese Unternehmen. Man solle die «Ausschaffungsmaschinerie» zerstören, bekämpfen, sabotieren, blockieren, heisst es. Videos von Sabotageaktionen und Bekennerschreiben belegen, dass die Linksextremen den Worten Taten folgen lassen.