2020,  Antikapitalismus,  Transpiaktion

Transpiaktion Solidarität Verkäufer*innen

Inhalt:
1. Communiqué


1. Communiqué (Originalquelle: https://www.youtube.com/watch?v=TFyl9Ip0yjY)

Detailhandelsketten und andere Unternehmen nutzen gerade die Coronakrise um ein wenig PR zu betreiben. So „danken“ sie im Moment „systemrelevanten“ Arbeiter*innen, indem sie diese öffentlichkeitswirksam als „Held*innen“ bezeichnen. Als Held*innen, weil sie ihre Gesundheit für das Wohl der Allgemeinheit riskieren. Oder nicht doch eher für den Profit der Unternehmen?
Unter anderem die Migros, dessen Chef 73’000 CHF pro Monat verdient, während die Verkäufer*innen sich pro Monat bei 100% Anstellung mit 4’000 begnügen sollen, dankt seinen „Held*innen“. Wie wäre es mit einer Lohnerhöhung für die Arbeitenden statt mit heuchlerischem Held*innentum?
Denn nicht nur kann mit diesem Held*innentum keine Miete bezahlt werden, sondern es ist auch eine völlige Fehldarstellung der Arbeitsrealität im Kapitalismus. Held*in zu sein bedeutet, sich zu einer heroischen Tat entschieden zu haben. Doch es gibt keine freie Entscheidung zu einem unterbezahlten Job mit langen Arbeitszeiten im Kapitalismus. Solange unser System uns zu Lohnarbeit zwingt, damit wir uns unser Überleben überhaupt erst erkaufen können, können wir uns nicht aus freien Stücken dazu entscheiden. Der Kapitalismus zwingt zur Selbstaufopferung für den Profit der Unternehmen, um sich das eigene Überleben sichern zu können.
Gerade im Detailhandel ist dieses Gerede von Held*innentum jedoch besonders zynisch. Denn in jener Branche ist der Frauenanteil besonders hoch und Menschen ohne schweizer Pass sind vor allem bei den schlechter bezahlten Detailhandelsjobs stark vertreten. Genau solche vulnerableren Gesellschaftsgruppen können sich noch weniger aussuchen, wie sie ihr Geld verdienen, da Sexismen, Rassismen und andere Unterdrückungsmuster Zugang zu Bildung erschweren und sich selbstverständlich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken.
Bestrebungen, sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen und zu tiefe Löhne zu wehren, werden durch eben diese Faktoren erschwert, oft fehlt Zeit und Energie für Organisationsarbeit. Auch Sprachbarrieren können manchmal eine zusätzliche Hürde im Versuch, sich über Arbeitsrechte zu informieren darstellen.

Es ist schön und wichtig, dass wir den Beitrag der Arbeitenden anerkennen und wertschätzen. Aber noch viel wichtiger ist, dass wir uns aktiv solidarisieren, Arbeitskämpfe unterstützen und uns gegen dieses zynische Held*innentum stellen. Denn Held*innentum deckt keine Lebenskosten für Arbeitende, sondern ist eine PR- und Profitstrategie für die Unternehmen und füllt so die Taschen der Chef(*innen)etage.