2003,  Antikapitalismus,  Besetzung

Hausbesetzung Schulhausstrasse Gümligen

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/05/8636.shtml)
Pressecommuniqué Besetzung Gewerbezentrum Mattenhof in Gümligen, 2.5.03
Werte Medienschaffende
Wir haben am Abend des 2.5.03 die Liegenschaft „Gewerbezentrum Mattenhof“, Schulhausstrasse 1 in Gümligen besetzt. Mit dem Besitzer wurde Kontakt aufgenommen.
Die Gründe für eine Hausbesetzung liegen nahe: Es herrscht Wohnungsnot in Bern, eine bezahlbare Unterkunft zu finden ist momentan schlicht unmöglich. Gerade mal 0,3 Prozent beträgt der Leerwohnungsbestand zur Zeit in Bern (s. „Bund“ 1.5.03), in der Agglomeration präsentiert sich die Situation dementsprechend.
Das Gewerbezentrum Mattenhof steht schon seit längerer Zeit leer, obwohl das im Komplex integrierte Wohnhaus auch grösseren Wohngemeinschaften Platz bieten könnte. Die übrigen Räumlichkeiten anerbieten sich bestens als Ort für subkulturelle Projekte, was diese Stadt doch so bitter nötig hätte und dahingehend wir diesen auch nutzen wollen. Die Liegenschaft soll, obwohl in gutem Zustand, abgerissen werden und einem Neubau weichen.
Unsere Besetzung richtet sich gegen den kapitalistischen Krieg (an welchem auch die Schweiz mitverdient) und die damit einhergehende Militarisierung gegen Innen und Aussen. Es soll ein Ort sein wo Frieden nicht Utopie bleibt, sondern gelebt wird.
>FRIEDE, FREUDE, SOYAKUCHEN FÜR ALLE! HER MIT DEM SCHÖNEN LEBEN!
>GEGEN DEN PERMANENTEN GLOBALEN KRIEG!
>G8 VERSENKEN!
>DIE HÄUSER DENEN, DIE SIE BEWOHNEN!
>VIVA LA AUTONOMIA

-Pressecommuniqué, 3.5.03
Stellungsnahme zur beendeten Besetzung des Gewerbezentrums Mattenhof in Gümligen
Nachdem wir uns die erste Nacht friedlich eingenistet und mit ersten Aufbauarbeiten begonnen hatten, verlief der heutige Tag weit weniger erfreulich. Am Nachmittag wurde unser geschäftiges Tun von der Kantonspolizei gestört. Sie nahmen Kontakt mit uns auf, um mitzuteilen, dass die Hausbesitzer mit der Besetzung der Liegenschaft nicht einverstanden seien und gewillt sind den Räumungsbefehl unverzüglich zu unterschreiben. Die darauf folgenden direkten „Verhandlungen“ mit dem Vertreter der Eigentümerschaft, Herrn Frick, können nicht wirklich als Dialog bezeichnet werden. Die von ihm vorgeschobene Begründung weisen wir zurück. Strom- und Wasserinstallationen sind entgegen seinen Behauptungen intakt, das Argument das Haus sei brandgefährdet könnte fadenscheiniger nicht sein, wo das doch bei fast jedem Haus gesagt werden kann. Selbstverständlich wären wir bereit die Verantwortung für das Haus zu übernehmen, liegt es doch auch in unserem Interesse diesen Wohn- und Lebensraum sinnvoll zu nutzen. Nachdem die „Verhandlungen“ an der Ignoranz seitens des Gesprächspartners gescheitert waren, zogen wir es vor, keine Räumung zu provozieren und das Haus zu verlassen.
Das Haus stand über drei Jahre leer und wird voraussichtlich auch bis zum Abriss ungenutzt bleiben. Bei der prekären Wohnungsnot in Bern, finden wir es verantwortungslos, solch wertvollen Wohnraum ungenutzt zu lassen.
Das lassen wir uns nicht gefallen, von uns wird noch zu hören sein.
Frickt euch, Spekulanten!
BesetzerInnen Mattenhof


2. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/05/8636.shtml)
Hausbesetzung als neue Erfahrung für die Gemeinde
Mit Hausbesetzern hat man in der Gemeinde Muri-Gümligen keine Erfahrung. Die Aktion vom Wochenende beim Gewerbezentrum Mattenhof habe keine Konsequenzen, sagt der Gemeindepräsident.
Sie dauerte nicht lange, die Besetzung des Gewerbezentrums Mattenhof bei der Gümliger Bahnstation (vgl. Ausgabe von gestern) – trotzdem ist die Aktion für die Gemeinde Muri-Gümligen aussergewöhnlich. «Ich kann mich an keine andere Hausbesetzung erinnern», sagte Gemeindepräsident Peter Niederhäuser gestern dieser Zeitung. Dieses Problem kenne man in Muri-Gümligen nicht.
Keine Massnahmen
Am Freitagabend hatten 14 Personen die ehemalige Teigwarenfabrik Wenger besetzt. Das «BesetzerInnenkollektiv Gümligen» verliess die Liegenschaft an der Schulhausstrasse 1 am Samstagnachmittag wieder, weil der Eigentümer die Räumung angedroht hatte. Dessen Anwalt nahm gestern Stellung zur Hausbesetzung: Es sei nicht vorgesehen, die Liegenschaft nun speziell überwachen zu lassen, sagte Manuel Frick. Das Haus soll dereinst abgerissen werden und einem Neubau weichen. Es ist Teil der Überbauungsordnung Zentrum Bahnhof Gümligen (wir berichteten). Wann die Bauarbeiten beginnen, konnte Manuel Frick nicht sagen. Zuerst müssten genügend Interessenten für die Nutzung des Neubaus gefunden werden.
Auch die Gemeinde plant nach der Hausbesetzung keine besonderen Massnahmen. «Die öffentliche Ordnung wurde durch die Besetzung nicht gestört», sagt der Gemeindepräsident. Er gehe davon aus, dass es sich um eine einmalige Aktion handle. Eine leer stehende Liegenschaft sei immer ein gewisses Risiko, dass ungebetene Gäste angezogen würden. Die Liegenschaft am Bahnhof sei allerdings fast das einzige solche Haus in der Gemeinde.