Mahnwache Verhaftung Sans-Papier (Lütfi)
Inhalt:
1. Aufruf
1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/12/2204.shtml)
Protestbrief für die sofortige Freilassung von Lütfi Ertürk und den
Stopp aller Ausschaffungen
Am Donnerstagabend, 5. Dezember wurde Lütfi Ertürk in der Stadt Bern
verhaftet. Er lebt seit mehr als 6 Jahren in der Schweiz und ist seit
Beginn der Sans-Papiers-Bewegung Mitglied im Berner
Sans-Papiers-Kollektiv. Ein von ihm eingereichtes Härtefall-Dossier für
die Legalisierung seines Aufenthaltes wurde vom Kanton Bern ungeprüft
abgelehnt. Zurzeit befindet er sich im Regionalgefängnis Bern und wird
für die Ausschaffung vorbereitet. Bei einer Ausschaffung in die Türkei
drohen ihm aufgrund seines politischen Engagement Haft und Folter.
Wir fordern die sofortige Freilassung von Lütfi und den Stopp aller
Ausschaffungen!
Schliesst euch unserem Protest an. Schreibt kantonale und eidgenössische
Behörden an!
Bundesamt für Flüchtlinge info@bff.admin.ch
Fremdenpolizei der Stadt Bern fremdenpolizei@bern.ch
Migrationsdienst des Kantons Bern Fax 031/633 47 39
Polizei- und Militärdirektion des Kantons Bern info.gs@pom.be.ch
Protest- SMS an die Vorsteherin des Militär- und Polizeidepartementes
des Kanton Bern Frau Dora Andres 079 651 20 54
Sans-Papiers-Kollektiv Bern
Verhaftung und drohende Ausschaffung des kurdischen Sans-Papiers Lütfi
Medienmitteilung
Das Sans-Papiers-Kollektiv Bern hat einen weiteren Fall von
unmittelbarer Repression erlebt. Am Donnerstag Abend ist unter nicht
geklärten Umständen Lütfi Ertürk verhaftet und in Ausschaffungshaft
gesetzt worden.
Lütfi ist ein Sans-Papiers-Aktivist der ersten Stunde. Er hat mit uns
das Berner Kollektiv gegründet und seither unsere Aktivitäten und
Aktionen mitgetragen. Er ist schon seit sechs Jahren in der Schweiz, wo
er als Schreiner und Parkettleger gearbeitet hat.
Er ist ein politisch aktiver Kurde und leidet heute noch unter den
physischen Konsequenzen der politisch motivierten Misshandlungen seitens
des türkischen Staates. Er flüchtete in die Schweiz und stellte ein
Asylgesuch, welches abgelehnt wurde. Sein Rekurs gegen diesen negativen
Entscheid wurde auch abgelehnt. Auf sein Härtefallgesuch gingen die
Berner Kantonalbehörden nicht einmal ein!
Am Freitag Abend und am Samstag Nachmittag haben seine FreundInnen in
der Stadt Bern für seine Freilassung demonstriert. Wir sind nicht bereit
zu akzeptieren, dass einmal mehr ein Mensch unmittelbaren Gefahren
ausgesetzt wird: Die Türkei ist für Misshandlungen und Folter auf
Polizeiposten und in Gefängnissen einschlägig bekannt. Inwieweit die
offiziellen Lippenbekenntnisse der Türkei gegenüber der EU sich
auswirken werden, steht noch in den Sternen. Lütfi zu diesem Zeitpunkt
in dieses Land abzuschieben ist schlicht verantwortungslos!
Mit Lütfi trifft es wieder einen ehrlichen und zuverlässigen Handwerker,
dessen einzige „Fehler“ es sind, nicht ins Raster „unseres“
diskriminierenden AusländerInnengesetzes zu passen und sich offen gegen
die ständige Missachtung seiner Menschenrechte gewehrt zu haben. Lütfi
ist einer dieser Menschen, die es gewagt haben, aus dem Schatten zu
treten, aufzustehen und gegen seine unerträglichen Überlebensbedingungen
zu kämpfen.
Wir fordern die Berner Behörden auf, auf ihre unmenschliche
Auschaffungspraxis zu verzichten und, wie die Behörden im Kanton Waadt
es getan haben, ein Auschaffungsstopp zu verfügen. Wir fordern die
eidgenössischen Behörden auf, die Untauglichkeit Frau Metzlers
„Härtefallkriterien“ endlich einzustehen und unverzüglich eine wirksame
Lösung des Sans-Papiers-Problem anzugehen.
Die feige Unterwerfung vor SVP und sonstigen FremdenhasserInnen
zementiert einen menschlich, gesellschaftlich und politisch unhaltbaren
Ist-Zustand, unter dem Hunderttausende tagtäglich leiden müssen:
Sans-Papiers müssen in Angst leben und arbeiten, ohne jegliche Rechte.
Sie sind Freiwild für sadistische Beamte und skrupellose Unternehmer.
Wer als Verfechter des globalisierten „freien Weltmarkts“ freie Waren-
und Kapitalflüsse propagiert, darf nicht den Menschen ablehnen!
Solidarität mit den Sans-Papiers ist für die Lohnabhängigen in diesem
Land ein Akt der Selbstverteidigung: Die schlichte Existenz rechtloser
eingeschüchterter ArbeiterInnen ist eine Gefahr für alle Lohnabhängigen.
Mit einer Mahnwache vor dem Amtshaus Bern werden morgen Montag um 18h00
FreundInnen von Lütfi gegen seine Ausschaffung protestieren.
Wir fordern die sofortige Freilassung von Lütfi und den Stopp aller
Ausschaffungen!
Mit freundlichen Grüssen
Sans-Papiers Kollektiv Bern