Rechtsextremer Mord Marcel von Allem Thun
Inhalt:
1. Vermisster Mann tot im Thunersee aufgefunden
2. Medienbericht
1. Vermisster Mann tot im Thunersee aufgefunden (Originalquelle: https://www.antifa.ch/vermisster-mann-tot-im-thunersee-aufgefunden/)
Vermisster Mann tot im Thunersee aufgefunden
Tagi-News
23. Februar 2001 Der seit dem 27. Januar 2001 in Unterseen vermisste Mann ist am Donnerstag im Thunersee tot aufgefunden worden. Die Untersuchungsbehörden gehen von einem Tötungsdelikt aus. Angehörige der Seepolizei und der Stationierten Polizei Berner Oberland haben am Donnerstagnachmittag im Thunersee, im Bereich der Beatushöhlen in Ufernähe, die Leiche eines jungen Mannes gefunden, wie die Untersuchungsbehörden am Freitag mitteilten. Er lag in einer Tiefe von rund sechs Metern. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass es sich beim Toten um den vermissten Mann aus Unterseen handle, hiess es weiter. Todesursache und Todeszeit werden zurzeit vom Institut für Rechtsmedizin (IRM) der Uni Bern untersucht. Über die Täterschaft und das Tatmotiv herrscht Unklarheit. In den vergangenen Tagen und Wochen sei der Tote in der Öffentlichkeit mit rechtsextremem Gedankengut in Verbindung gebracht worden. Es liegen aber zur Zeit laut Communiqué keine Hinweise vor, dass die Tat politisch motiviert sein könnte. Für Hinweise, die zur Klärung des Verbrechens führen, ist eine Belohnung von insgesamt 11?000 Franken ausgesetzt worden.
2. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/vier-manner-verhaftet/, https://www.antifa.ch/skinhead-marcel-ermordet-neonazi-kumpels-verhaftet/ & https://www.antifa.ch/abrechnung-unter-neonazis-wollte-der-tote-bei-der-polizei/)
-Der Bund: Dier Männer verhaftet
UNTERSEEN / Vier Männer, unter ihnen Sympathisanten der rechtsextremen Szene, werden dringend verdächtigt, Marc von Allmen getötet zu haben. Sie sind in Haft.
cbb. Das Sonderdezernat Enzian der Kantonspolizei Bern hat am Freitagabend zugeschlagen: In der «Hüsi»-Bar in Interlaken hat die Polizei drei Männer gestellt. Zwei davon werden dringend verdächtigt, am Tötungsdelikt an Marcel von Allmen beteiligt gewesen zu sein. «Wir mussten bei mindestens einem Verdächtigen von einer hohen Gewaltbereitschaft ausgehen», sagt Markus Schneider, Pressesprecher der Kantonspolizei. Um Gefahren für die Öffentlichkeit zu verhindern, sei deshalb das Sonderdezernat Enzian zum Einsatz gelangt. Die Verdächtigen seien zum Zeitpunkt der Verhaftung nicht bewaffnet gewesen. Zwei weitere Verdächtige wurden ausserhalb Interlakens und nicht in der Öffentlichkeit festgenommen. Die vier jungen Männer zwischen 17 und 25 Jahren stammen alle aus der Region Bödeli. Zumindest einzelne von ihnen werden rechtsextremistischen Kreisen zugeordnet.
Marcel von Allmen, der offenbar ebenfalls mit der Szene sympathisierte, galt seit dem 27. Januar als vermisst. Der 19-Jährige hatte sich in der Nacht von seiner Freundin verabschiedet, um «noch jemanden» in Unterseen zu treffen. Er ist nicht mehr zurückgekehrt. Am Donnerstag hat die Polizei von Allmens Leiche im Thunersee gefunden. Er wurde laut Schneider auf brutale Weise misshandelt und anschliessend, mit Gewichten beschwert, nahe den Beatushöhlen aus 80 Meter Höhe in den See geworfen. Ausführliche Ermittlungen und Erkenntnisse der eingeleiteten gerichtsmedizinischen Untersuchungen haben schliesslich zur Verhaftung der vier Männer geführt. Die laufenden Ermittlungen sollen die genauen Umstände und die Hintergründe der Tat klären.
Vier Verdächtige festgenommen
UNTERSEEN / Im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt an Marcel von Allmen hat die Polizei vier Verdächtige festgenommen.
cbb. In sechs Metern Tiefe hat die Kantonspolizei am Donnerstag den am 27. Januar verschwundenen Marcel von Allmen gefunden. Die Leiche des 19-Jährigen war mit Gewichten beschwert in den Thunersee geworfen worden. «Nach dem Auffinden der Leiche und der Gewissheit eines Tötungsdeliktes», teilt die Kantonspolizei Bern mit, seien die polizeilichen Ermittlungen rund um die Uhr auf Hochtouren gelaufen. Zahlreiche Befragungen und Umfeldabklärungen wurden durchgeführt. Auch die laufenden rechtsmedizinischen Untersuchungen haben der Polizei wichtige Hinweise geliefert: «Erste konkrete Ergebnisse führten schliesslich zur Anhaltung von vier Personen.»
Rechtsextremistische Kreise
Zugeschlagen hat die Kantonspolizei am Freitagabend: «Wir haben vier junge Schweizer verhaftet», sagte Markus Schneider, Pressesprecher der Kantonspolizei. «Sie stehen im dringenden Verdacht, am Tötungsdelikt beteiligt gewesen zu sein.» Die vier jungen Männer stammen alle aus der Region Bödeli und sind zwischen 17 und 22 Jahre alt. Zumindest teilweise, bestätigt Schneider, haben sich die Verdächtigten in rechtsextremistischen Kreisen bewegt. «Bei einem Festgenommenen haben wir rechtsextremistisches Material sichergestellt.» Auch Marcel von Allmen ist in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit mit rechtsextremem Gedankengut in Verbindung gebracht worden. Offenbar hat er seit letztem Sommer mit der rechten Szene sympathisiert. «Das Opfer und die Verhafteten haben sich in einer diffusen Szene bewegt», sagt Schneider. «Sie haben sich gekannt.» Markus Schneider warnt aber davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. «Die genauen Umstände und Hintergründe der Tat sowie das Motiv sind noch unklar», erklärt er. «Man muss unterscheiden zwischen Tat und Milieu.» In was für einer Szene sich die Tat abgespielt und welcher Hintergrund zur Tat geführt haben könnte, seien zwei verschiedene Sachen. Offenbar geht die Polizei derzeit davon aus, dass es sich nicht um ein politisches Motiv gehandelt hat. Im Vordergrund steht eine persönliche Abrechnung.
Brutal misshandelt
Auch die genaue Todesursache des Opfers steht noch nicht fest. «Doch Marcel von Allmen ist nach den bisherigen Erkenntnissen auf brutale Weise misshandelt und anschliessend bei den Beatushöhlen von einem Ausstellplatz von der Strasse aus in den Thunersee geworfen worden.» Gestern Sonntag wurden die Befragungen der Verhafteten fortgeführt. Weitere Ermittlungen laufen. Es gehe nun darum, insbesondere die genauen Umstände und die Hintergründe der Tat zu erhellen.
Neue rechte Szenen?
Erst letzten Donnerstag hat die Kantonspolizei Bern die neuesten Zahlen zum Rechtsextremismus präsentiert: Innert eines Jahres ist die Zahl der bekannten Rechtsextremisten im Kanton Bern um 50 Prozent auf 180 gestiegen. Die Dunkelziffer ist unbekannt. Markus Schneider betont, dass zwischen organisierten rechtsextremen Gruppen und einzelnen Sympathisanten unterschieden werden müsse. Organisierte Gruppen kennt die Polizei heute in der Stadt und Region Bern und in Burgdorf. Im Raum Thun scheint derzeit eine Organisation aufgebaut zu werden. «In Unterseen, im Raum Interlaken, kennen wir keine organisierte Skinheadszene», erklärt Schneider. Ob eine solche aufgebaut werden sollte und wie weit die Verhafteten oder das Opfer daran beteiligt waren, würden die Ermittlungen zeigen.
-SonntagsBlick: Skinhead Marcel ermordet – Neonazi-Kumpels verhaftet
Gefoltert, gefesselt, ertränkt
UNTERSEEN BE – Grausamer Mord in der Schweizer Neonazi-Szene:Marcel von Allmen (19) wurde gefoltert und mit Gewichten an denFüssen in den Thunersee geworfen. Vier seiner Kollegen sitzen in Haft -darunter der Anführer einer neuen Skinhead-Gruppe.
Marcel von AllmenSeit Ende Januar galt von Allmen alsvermisst. Am vergangenen Donnerstag wurdeseine Leiche im Thunersee entdeckt. Der Körperwurde von einer Strasse aus in den Seegeworfen – 80 Meter tief einen Abhang hinunter.Polizeitaucher fanden die Leiche in der Nähe derBeatushöhlen in einer Tiefe von sechs Metern.Laut Kantonspolizei Bern ist Marcel von Allmenauf «brutale Weise» miss-handelt worden. NachSonntagsBlick-Informationen waren an denFüssen des Opfers Gewichte befestigt. DiePolizei wollte sich dazu nicht äussern. Sie teiltegestern die Verhaftung von vier Schweizern imAlter zwischen 17 und 22 Jahren mit. «Diejungen Leute stehen unter dringendemTatverdacht», sagt Polizeisprecher MarkusSchneider.
Die Beamten schlugen am Freitagabend zu:Mindestens zwei der vier jungen Männer wurden in der «Hüsi»-Bar inInterlaken – einer Stammbar des Opfers – festgenommen. Alle vier stammenaus dem «Bödeli»-Quartier in Unterseen. Unter ihnen auch Plattenleger M.M.*(22). «Die Verhaftung meines Sohnes hat mich wie ein Blitz aus heiteremHimmel getroffen», erzählt der Vater.
Bei der Durchsuchung des Zimmers von M. M. stiess die Polizei auch aufVideos über den Zweiten Weltkrieg. «Er war seit Monaten daran, eineSkinhead-Gruppierung aufzubauen», weiss ein ehemaliger Schulkollege.Zusammen mit dem ebenfalls inhaftierten M. S.* wollte er auch einenrechtsextremen Versandhandel aufziehen. «Sie hatten bereits eineBestellliste für Springerstiefel, Hakenkreuzkettchen und Hitler-Videos imUmlauf», erzählt ein Bekannter. Marcel von Allmen sollte neue Mitglieder für die Neonazi-Gruppierung undKaufinteressenten für den Versandhandel anwerben. «Er war ein Mitläufer»,heisst es in Unterseen. «Er war ein guter Kumpel, konnte vor allem gutzuhören», erzählt ein ehemaliger Kollege aus dem Unihockey-Klub. Unddennoch: «Er hatte ständig Streit mit Ausländern und prügelte sich.» In die rechtsextreme Szene sei von Allmen im letzten Sommer nach demRütli-Aufmarsch geraten. «Er veränderte sich immer mehr.» Sein Arbeitgeberwill davon nichts mitbekommen haben. «Marcel war ein anständiger undhilfsbereiter Typ», sagt sein Chef. Im August hätte von Allmen dieLehrabschlussprüfung als Sanitärinstallateur absolvieren sollen. Doch nun istMarcel tot: Er wurde gefoltert, gefesselt und ertränkt.
*Alle Namen der Redaktion bekannt
-Blick: Abrechnung unter Neonazis: Wollte der Tote bei der Polizei auspacken?
Die Viererbande hat den Mord eiskalt geplant
UNTERSEEN BE – Die schreckliche Erkenntnis derUntersuchungsbehörden: Der brutale Mord am rechtsextremen Marcelvon Allmen (19) durch Gesinnungsgenossen war eiskalt geplant.
DERTATORT: Ruine Weissenau am Ufer des Thuner SeesAm Tag, an dem das Radio den Fundder Leiche vermeldete, verliessMarcel M.* die Arbeit ungewohnt früh.Wenige Stunden später sass er bereitsin Haft – abgeführt von fünf Beamtender Eliteeinheit «Enzian» in seinerStammbeiz, wo er zusammen mitMichael S.* beim Bier sass. «Beidewaren sehr schlecht gelaunt», sagt einGast. Die zwei mutmasslichen Mörderhatten ihre Verhaftung vorausgesehen.
Die Polizei schlug am selben Abendnoch zwei weitere Male zu. Seithersitzen auch der 22-jährigeFüsiliers-Korporal Reto S.* und der17-jährige Alexis T.* inUntersuchungshaft. Alle vier sindgeständig, bei der Tötung des19-jährigen Marcel von Allmen am 27.Januar beteiligt gewesen zu sein undseine Leiche im Thuner See versenktzu haben. Noch schrecklicher: DieUntersuchungsbehörden gehen nachüber 200 Einvernahmen von einergeplanten Tat aus. Auch die bisherbekannten Indizien deuten auf einkaltblütig vorbereitetes Verbrechenhin:
Die Täter fuhren mit dem Opfer per Auto zum Tatort.
Der Tatort, die Ruine Weissenau, liegt fernab vom bewohnten Gebietversteckt in einem Wald am Ufer des Thuner Sees.
Auf der Höhe der Beatushöhlen, wo die Leiche ins Wasser geworfenwurde, liegt eine der tiefsten ufernahen Stellen des Thuner Sees, auf demLandweg nicht erreichbar.
Auch die Gewichte an von Allmens Füssen lassen klar auf Vorbereitungenschliessen.
Zudem starb von Allmen an Verletzungen, die ihm mit einem Schlagwerkzeug zugefügt wurden. Dabei waren Marcel M. und Michael S.Kampfsportler. «Michael S. ist ein hoch begabter Kickboxer. Der brauchtkeine Gegenstände, um jemanden niederzuschlagen», bestätigt ein Freundvon ihm. Ausser, das Ziel war «Fönis» Tod …
Doch was trieb die Rechtsextremen zur Tat? Von Allmen wollte dierechtsextremen Kreise verlassen. Doch das genüge als Motiv nicht, sagt einGesinnungsgenosse: «Da steckt mehr dahinter. Föni erwähnte einmal, dassviele in den Knast kämen, wenn er bei der Polizei auspackte.» Hatte dasOpfer seinen Mördern mit Polizei gedroht?
Über mögliche Straftaten, die von Allmen hätte aufdecken können,zirkulieren in Unterseen Gerüchte. Gegenüber einer Freundin erwähnte derSanitärinstallateur, seine Kumpel hätten einem Ausländer einen Fingerabgehackt. Andere wollen wissen, dass von Allmen Zugang zu hartenDrogen hatte. Auf dem «Bödeli» – dem beschaulichen Gebiet zwischen Thuner und Brienzer See – ist die Verunsicherung gross. «Bis bekannt war,dass die vier Verhafteten wohl die alleinigen Täter sind, hatten viele ElternAngst, dass die Polizei als nächstes ihr Kind abholen würde», sagt SimonMargot, Gemeindepräsident von Unterseen. Eine rechtsextreme Szene hatdie Bevölkerung nie wahrgenommen. Hier, wo jeder jeden kennt.
Und dennoch nistet sich im idyllischen Interlaken eine Art rechtsextremeSzene ein. «Unser Ziel ist es, zu wachsen und später politisch aktiv zuwerden», sagt ein Szenemitglied. Davon wollen sich die Glatzen nichtabhalten lassen. Gemeindepräsident Margot hofft, dass die aufgeflogenenRechtsextremen nicht die Spitze des Eisbergs seien und räumt ein: «Wirwurden wohl auf dem falschen Fuss erwischt.»
Marcel von Allmen rutschte im Sommer 2000 in die braune Szene. «Föniwar noch nicht lange dabei, stieg aber steil auf. Er sollte neue Mitgliederanwerben», sagt das Szenemitglied. Der wegen vier Schüssen auf einenPolizisten vorbestrafte Neonazi Marcel M. gilt als führender Kopf. Auch derhalbwaise 22-jährige Aushilfe-Türsteher und Maurer Michael S. ist seitlängerem dabei. Bei ihm wurde unter anderem eine Kiste mit Nazi-Videosgefunden. Tragisch scheint die Rolle des jüngsten Täters, des 17-jährigenAlexis T. Ein Skinhead: «Wegen seiner arabischen Abstammung musste ersich stark für die Gruppe einsetzten.» Seinen Einsatz wird T. bis an seinLebensende büssen. *Namen der Redaktion bekannt