Anti-WEF Demo trotz Verbot
Inhalt:
1. Aufruf
2. Bewilligung entzogen
3. Aufruf autonome und anarchistische Gruppen
4. Communiqué
5. Bilder
6. Erlebnisberichte
7. Medienbericht
8. Bernmobil Gefangenentransport
1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56124.shtml)
Kämpfen statt Schönreden, Widerstand statt WEF
Der Chef verlangt Überstunden, meinem Kollegen wird gekündigt, vor deiner Haustür bauen sie ein neues AKW und wer dagegen ist, fürchtet sich vor dem Sonnenberg (Knast). Was kann ich dagegen tun? – Mit uns kämpfen! Gegen reaktionäre SVP-Hetze, wie am 06. Oktober, oder gegen WEF und Kapital, wie heute.
Alle Jahre wieder: Die selbsternannten „Globalleaders“ treffen sich am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos, um sich im Schutz eines immer teurer werdenden Sicherheitsapparats über die Aufteilung der Welt auszutauschen. Hierbei werden neben öffentlichen Reden, welche die kapitalistische Misere in einem möglichst gutem Licht erscheinen lassen sollen, auch viele Vereinbarungen getroffen, von denen die Öffentlichkeit nichts erfährt.
Auch dieses Jahr stehen wieder die diversen Krisen des Kapitals auf der Traktandenliste: der sich verschärfende Konkurrenzkampf, der Wettstreit um Ressourcen, politische und ökologische Widersprüche, der wachsende Widerstand der Unterdrückten. Das Patentrezept im Umgang mit diesen Dingen lautet: Innovationskraft durch Zusammenarbeit – so das diesjährige Motto des WEF. Dabei zeichnet sich im Vergleich zum letzten Jahr eine steigende Ratlosigkeit der Herrschenden ab. So ist es beispielsweise fraglich, wie sich die wachsende Nachfrage nach Ressourcen und die Unbeugsamkeit der einzelstaatlichen Standpunkte (siehe USA oder China) mit der Lösung sich verschärfender Klimaprobleme vereinbaren lassen sollen. Denn ein wirklich effektiver Wandel im Umgang mit Ressourcen würde einen grundsätzlichen Wandel im System voraussetzen: Nachhaltigkeit lässt sich schlecht mit den Prinzipien marktwirtschaftlicher Logik verbinden. Ebenso verhält es sich mit Kriegstendenzen: Ressourcensicherung und Schaffung neuer Investitionsmöglichkeiten sind Ausdruck und Notwendigkeit des globalen Kapitalismus. Dass zu den diesjährigen Gästen des WEF „Grössen“ wie Tony Blair und Henry Kissinger gehören, ist Ausdruck dieses Promblems. Denn Kriegstreiber übelster Sorte sind sie beide: Kissingers Blutspur zieht sich durch ganz Lateinamerika. Ob Argentinien, Bolivien oder Chile – überall genossen menschenverachtende Militärdiktaturen seine Unterstützung. Auch war er als Militärberater Richard Nixons dafür verantwortlich, dass der Vietnamkrieg auf die Zivilbevölkerung von Laos und Kambodscha ausgedehnt wurde. Für die Friedensverhandlungen mit Nordvietnam hat er zynischerweise den Nobelpreis erhalten. Weniger spektakulär, aber nicht minder blutig ist die Rolle Tony Blairs als Mitinitiator des Irakkriegs. Beide sind auch als Politiker und Berater bei der ideologischen Rechtfertigung des Sozialabbaus federführend.
Unser Bündnis kämpft dagegen für konkrete Lösungen. Wir wollen einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und der Umwelt, der sich an den gesellschaftlichen Interessen künftiger Generationen orientiert. Wir kämpfen für eine Produktion, die sich nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht einer absurden Markt- und Ausbeutungslogik richtet. Diese Produktion muss und kann unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen erfolgen und im Sinne einer gerechten Verteilung der Ressourcen stehen, welche jedem Individuum Essen, Obdach und freie Entfaltung ermöglicht. Der Kampf gegen das WEF ist Teil dieses Kampfes.
Nieder mit dem Kapitalismus! Stürzen wir das WEF! Für eine klassenlose Gesellschaft!
2. Bewilligung entzogen (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56378.shtml)
Stadt Bern will keine Anti-WEF-Demo
Die Stadt Bern hat nach Rücksprache mit der Berner Kantonspolizei entschieden, die Bewilligung für die Anti-WEF-Kundgebung vom Samstag zu widerrufen. Grund ist eine veränderte Lagebeurteilung der Kantonspolizei.
Die Kantonspolizei sei zum Schluss gekommen, dass für die Kundgebung vom Samstag breit mobilisiert worden sei, sagte Manuel Willi, der Chef der für Bern zuständigen Regionalpolizei Bern, an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz in Bern. Es seien auch militante Leute zu erwarten.
Als weiteren Grund gab Willi an, dass sich die Organisatoren nicht öffentlich von Gewalt distanziert hätten. Die Kantonspolizei habe auch entschieden, zusätzliche Einsatzkräfte aus anderen Kantonen aufzubieten.
Berns Sicherheitsdirektor Stephan Hügli erklärte, der Entscheid sei auf seinen Antrag hin vom Gesamtgemeinderat einstimmig gefällt worden. Als Begründung für den Widerruf der Bewilligung verwies Hügli auch auf die Ereignisse vom 6. Oktober in Bern rund um die Kundgebung der SVP und die Gegendemonstration.
Damals kam es zu Randalen. Die Stadt ruft dazu auf, an der unbewilligten Kundgebung vom Samstag nicht teilzunehmen.
Giovanni A. Schumacher, Sprecher der Organisationen der Anti-WEF-Kundgebung vom Samstag in Bern, kritisiert den Entscheid der Stadt, die Kundgebungsbewilligung zurückzuziehen.
Schumacher nahm auch an der Medienkonferenz der Behörden teil und sagte anschliessend, die Stadt Bern schätze die Lage falsch ein. In der Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens seien seine Aussagen entstellt worden. Er werde Klage gegen die Urheber der Sendung einreichen.
Die Demonstration werde ruhig und ohne Gewalt über die Bühne gehen. Debatten über Anwendung von Gewalt gehörten ganz einfach nicht zum Diskurs des «Bündnisses für globalen Widerstand», das die Kundgebung organisiert. Deshalb habe man sich nicht öffentlich gegen Gewalt ausgesprochen.
Das Bündnis habe nach Ausstrahlung der Sendung versucht, mit dem Berner Gemeinderat eine Einigung zu erreichen, habe aber keinen Kontakt herstellen können.
3. Aufruf autonome und anarchistische Gruppen (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56378.shtml)
Liebe Genossinnen, liebe Genossen,
die Kantonspolizei, der Regierungsrat und allen voran der Gemeinderat von Bern versuchen einmal mehr, auf eine an Peinlichkeit kaum zu übertreffenden Weise, radikale Gesellschafts- und Kapitalismuskritik zu verbieten. Sie haben der Anti-WEF-Demo vom kommenden Samstag die Bewilligung entzogen. Angeblich aufgrund einer veränderten Lagebeurteilung und der Angst vor „gewalttätigen Ausschreitungen“. Mit einer Begründung also, mit der sich jedes Fussballspiel und jede Dorf-Chilbi verbieten liesse.
Was diese Lage-Einschätzungen taugen, wissen wir nicht erst seit dem 6. Oktober 2007. Ihre Informationen scheinen sie vorab den Medien zu entnehmen. Ab und zu scheint schon ein einziger Kommentar zu genügen, um die Lage völlig zu verändern.
Allerdings hätten die Medienschaffenden, welche dem Gemeinderat und der Kapo Naivität vorwerfen, gar nicht so unrecht. Denn es wäre naiv zu glauben, wer eine Demo verbiete, könne Ausschreitungen verhindern. Gerade solche Verbote führen regelmässig zu Ausschreitungen (wie erinnern zum Beispiel an den 6.Oktober oder an den 7.Antifaschistischen Abendspaziergang, den Frau Gemeinderätin Hayoz so gerne verschweigt, wenn sie über ihre erfolgreichen Jahre als Polizeidirektorin spricht).
Die Wahrheit dürfte aber wie so oft tiefer liegen. Regierung und Polizei treiben ein falsches Spiel: Sie dulden nicht, dass fundamentale Gesellschaftskritik (inkl. Ablehnung des staatlichen Gewaltmonopols) auf die Strasse getragen wird. Sie wollen verhindern, dass die autonome und anarchistische Bewegung an erfolgreiche Mobilisierungen und Konzepte der vergangen Jahre anknüpfen kann. Sie wollen verhindern, dass sich breite Kreise mit uns solidarisieren. Sie wollen verhindern, dass mensch sieht, wie viele und wie vielfältig wir sind.
Allein, dies wird ihm nicht gelingen – wir lassen uns nicht verbieten Widerstand gegen dieses ausbeuterische und zerstörerische System zu leisten! Und wir lassen uns nicht vorschreiben, wann und wie wir diesen zu leisten haben!
Die autonomen und anarchistischen Gruppen rufen alle dazu auf, am kommenden Samstag unauffällig und frühzeitig nach Bern zu reisen und sich am Protest gegen das WEF, gegen das kapitalistische System und gegen die Repression zu beteiligen:
In Form von Demonstrationen und Nachdemonstrationen
In Form von kreativen Aktionen in der ganzen Stadt
In Form von gezielten, direkten Aktionen
Mit der Teilnahme an der Tour de Lorraine am Samstag Abend
Dem Morgenrot entgegen – kreativ und aktiv, mutig und entschlossen, überzeugt und unaufhaltbar!
Autonome und anarchistische Gruppen
4. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56466.shtml)
Über 1000 Menschen versuchten ruhig in der Bundeshauptstadt gegen das World Economic Forum in Davos zu demonstrieren.
Das grösste Polizeiaufgebot, welches die Stadt Bern seit Jahren gesehen hat, schaffte es nicht, die sich ruhig verhaltenden Menschen aus der Stadt zu vertreiben oder eine Kundgebung zu verhindern. Die KundgebungsteilnehmerInnen stimmten immer wieder Antistaatsgewalt-Sprechchöre an. Damit wurde eindrücklich bewiesen, dass weder die Stadtpolizei noch Police Bern in der Lage sind uns zum Schweigen zu bringen.
Weit mehr als 100 Verhaftete wurden zum Teil seit dem Morgen um 11.00 Uhr im Waisenhaus und in der Laubeggstr. 6, (Visanagebäude) festgehalten. Bernmobil war so freundlich ihre Linienbusse für die Gefangenentransporte zur Verfügung zu stellen. Ein für Bern einmaliges Vorgehen.
So wurde Giovanni „Fashion“ Schumacher während einer Medienkonferenz auf dem Waisenhausplatz kurz vor 15.00 Uhr verhaftet. Christof N. von unserer Pressegruppe wurde vor der Kundgebung verhaftet.
Das Bündnis für Globalen Widerstand fordert die Polizei und Stadtbehörden auf alle politischen Gefangenen sofort freizulassen.
Von den ruhigen Menschen gingen keine Aggressionen aus. Fünfmal gelang es 200 bis über 1000 Menschen sich zu einem Demonstrationszug zu formieren, der jeweils mehrere Hundert Meter weit kam, bevor sie von der Polizei gestoppt werden konnten.
Es gab den ganzen Tag keine erwähnenswerten Sachbeschädigungen (ausser von Seiten der Polizei) und es wurden keine unbeteiligten Menschen durch KundgebungsteilnehmerInnen gefährdet. Dies nur dank dem disziplinierten und zurückhaltenden Verhalten der DemonstrantInnen. Die Polizei legte mehrmals mehrere Tram- und Buslinien lahm.
Wir konnten wegen dem martialischen Polizeiaufgebot unsere Inhalte zum World Economic Forum leider nicht äussern. Die Meinungsäusserungsfreiheit war heute in der Haupstadt dieses Staates, welcher sich demokratisch nennt, zu keinem Zeitpunkt möglich.
Die Haltung des Berner Gemeinderates, der Medien und dadurch auch der, der verblendeten Menschen in der Schweiz wurde durch den 10vor10 Beitrag am Mittwochabend entscheidend sehr negativ Beeinflusst. Zu keinem Zeitpunkt hat das Bündnis für Globalen Widerstand zu Gewalt aufgerufen. Giovanni „Fashion“ Schumacher hat klar und deutlich erklärt, das nächste Woche, also ab Montag 21.01.2008 Militante Aktionen in der ganzen Schweiz stattfinden werden.
Wie alle heute in Bern Anwesenden Menschen bezeugen können, kam es zu keinem Zeitpunkt zu überraschenden Aktionen oder Ausschreitungen von Seiten der KundgebungsteilnehmerInnen, die Aktionen der Staatsgewalt ausgenommen.
UBS MILLIARDEN IM SAND,
WEF MILLIARDEN IM SCHNEE,
DIE ZUKUNFT IN UNSERE HAND!
BÜNDNIS FÜR GLOBALEN WIDERSTAND
5. Bilder (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56467.shtml, http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56447.shtml & http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56551.shtml)
6. Erlebnisberichte (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56446.shtml & http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56447.shtml)
1. Erlebnisbericht: Erster Erlebnisbericht aus Bern
Schon am Vormittag bezogen die Schlümpfe Stellung. Schon alleine schwarze Handschuhe oder ein schwarzer Hut reichten aus um kontrolliert zu werden, dies passierte sowieso ziemlich willkürlich. Ausser einigen Punks und Skins konnten sonst kaum Leute verhaftet werden. Die Taktik unauffällig und individuell nach Bern zu reissen ging voll auf. Je näher die ursprüngliche Demostartzeit anrückte umso mehr Wannen waren zu sehen. Beim Bundeshaus rund ein halbes Dutzend, beim Waisenhausplatz ein halbes Dutzend, bei der Speichergasse zwei Wanne, bei der Aarbergerstrasse eine Wanne, gegenüber der Schützenmatte und rund sieben Wannen beim Loeb.
Um 15 Uhr versammelten sich einige Leute wie geplant beim Waisenhausplatz (war selbst nicht da laut Augenzeugen rund 200-300 Leute). Die Polizei war vor Ort und zog ihren Kessel auf. Währenddessen versammelten sich rund 50 Leute beim Loeb. Die rund acht Wannen bei der Spitalgasse fuhren dann Richtung Waisenhausplatz. Die Demo konnte jedoch ausbrechen und ging ihrerseits zur Spitalgasse Richtung Bubenbergplatz wurde jedoch wieder gestoppt. Also kehrte mensch um wieder Richtung Waisenhausplatz wo jedoch die Gitterfahrzeuge aufgefahren wurden. Diesmal hielt der Kessel. Ob und wie viele Verhaftungen durchgeführt wurden war schwierig zu sehen. Jedoch konnten einige wegrennen bevor die Gitterfahrzeuge in Position gebracht wurden. Hinter der Bullenreihe waren rund 200-300 Leute bestehend aus Linken, Stadtbummlern, Sprayern, YB-Fans und vereinzelt Nazis. Während der ganzen Zeit waren in Bern heute rund 20 Nazis unterwegs, konnten jedoch nie abgepasst werden. Dann starteten rund 20 Leute gegenüber dem Kessel eine weitere Demo Richtung Zytglogge. Innert Minuten wuchs die Menge auf mehrere Hundert Leute an. Die Bullen hatten wohl nicht genug Fahrzeuge da, so mussten sie den Kessel wieder öffnen um die zweite Demo einzuholen. Beim Kornhausplatz war nur noch der Theaterplatz frei. Auch der neue blaue Wasserwerfer stand da. Als die Wannen und Sperrfahrzeuge anrückten überfuhren sie beinahe ein paar Jugendliche, beim Wasserwerfer war es dann mehr Glück als Verstand dass niemand unter die Räder kam. Als auch beim Thunplatz wieder ein Kessel bezogen war begann eine weitere Demo Richtung Kramgasse. Zwischen Thunplatz und Kramgasse kam es dann zu vereinzelten Scharmützeln. Die Polizei nahm daraufhin jedoch einige unbeteiligte Jugendliche fest. Die Situation beim Kornhausplatz war ziemlich unübersichtlich. Beim Kornhausplatz und rundherum waren so gegen 1000 Leute unterwegs. Auch bei der Kramgasse konnten die nur Bullen mit Mühe und Not den Kessel beziehen. Die Demo zog vorher einmal zum Rathaus und zurück. Die Bullen traten hier schon aggressiver auf und setzten auch immer wieder Pfefferspray ein. Auch die Schlagstöcke wurden für die Medien schön brav gezogen. Gegen 17Uhr zogen dann wiederum rund 150-200 Leute vom Kornhausplatz Richtung Marktgasse. Die Bullen hatten jedoch kaum noch Leute die die Demo hätten stoppen können. Ein Teil sass ja leider im MC. Der Rest war mit einem Bernmobilbus unterwegs Richtung Waisenhausposten. Rund 12-20 Bullen gingen jedoch mit und wurden dann beim Waisenhausplatz eingekesselt. 10 Minuten später kam dann der erste Wasserwerfer. Beim Bahnhof fuhren dann 5 Minuten später auch rund vier volle Wannen auf. Griffen jedoch vorerst nicht ein. Die Bullen wirkten auch sehr erschöpft. Anscheinend müssen da noch ein paar Stunden im Fitnesskeller absolviert werden, wenn die Bullen an der EM fit sein wollen.
Was weiter passierte konnte ich leider nicht weiterverfolgen. Aber heute wird es sicherlich noch Demos geben. Es sind immer noch Leute in Lauerstellung. Alles in allem war der Tag bis jetzt äusserst erfolgreich. Obwohl die Medien wieder von irgendwelchen Chaoten berichten, sprechen die Bilder eine Sprache. Wenigstens die Medienaufmerksamkeit haben wir heute bekommen.
Laut meinen Schätzungen wurden bis jetzt rund 150 Leute verhaftet, die Zahl dürfte jedoch sehr viel höher sein. Insgesamt waren in Bern heute sicherlich zwischen 700 und 800 Demonstranten und rund 300 Sympathisanten, Schaulustige und Jugendliche dabei.
Sachschäden konnte ausser einer kaputten Scheibe, welche ein Polizist während einer Festnahme gemacht hat, keine beobachten.
WIPE OUT WEF
W E F – Mördertreff
2. Erlebnisbericht: Hier noch ein zweiter Erlebnisbericht aus Bern
Es hatte viele Leute kreuz und quer in der Stadt verteilt, die Polizei hat viele Personenkontrollen vorgenommen – nicht schwer, waren sie doch mehr oder weniger überall und dafür auch extra aus Basel, Aargau angereist.
Am Waisenhausplatz kam die erste Demo dann auch zustande, der Platz war von sehr vielen Leute bevölkert, es wurden Parolen gerufen und die Stimmung war kämpferisch. Die Polizei fuhr mit vielen Wagen auf und begann zu versuchen, die Demo einzukesseln – was aber nicht gelang, da sich alle durch den Markt zur Hauptgasse liefen. An der Hauptgasse ging es Richtung Loebegge, wo es eigentlich auch keine Polizei hatte, aber die Polizei ist aus dem Bollwerk mit Blaulicht angerauscht und hat die Demonstration versucht wieder in die andere Richtung zu bugsieren. Die Polizei hat auf beiden Seiten versucht die Strasse zu blockieren. So enstand ein lustiges Bild, weil sich die Demo – kaum trennbar von allen BernerInnen die unterwegs waren – sich irgendwie im Konsum verlief.
In der Polizeireihe, die beim Geschäft Vatter die Strasse sperrte waren auch Polizisten anzutreffen, welche Pistolen trugen. Darauf angesprochen, dass dies im unfriedlichen Ordnungsdienst doch gar nicht erlaubt sei, bekam ich nur ein unfreundliches und aggressives „Du mich auch“ zu hören. Immerhin hat er mich nicht geprügelt. Da darf mensch schon froh sein heutzutage.
Verschiedentliche Male gelang es wieder eine Demonstration zu starten – zuerst beim Zytglogge. „Wipe out WEF“! Fast panisch über diesen erneuten Kontrollverlust – raste die völlig planlose Polizei, die sich noch immer zwischen Bahnhof und Vatter befand, mit mehreren Gitterwägen in einem Mordstempo Richtung Zytglogge. Zum Glück konnten alle genug früh weg, aber mit welchem Tempo die Polizei hier auffuhr war eigentlich unglaublich.
Ab nun versuchte die Polizei die Demonstration vorallem Richtung Allstadt zu treiben und versuchte immer wieder die Leute zu trennen. Denn überall waren Leute, viele Schaulustige aber auch viele die nicht alles glauben, was über Demonstranten in der BZ und Bund stand oder auf Telebärn ausgestrahlt wird. Ein Polizist rief: „Die die nichts damit zu tun haben, sollen weg“, amateurhaft wurde versucht irgendwelche Polizeibänder zu spannen, um „Demonstranten“ und „normale Leute“ zu trennen. Lustigerweise liess sich eigentlich niemensch darauf ein. Meistens standen die Leute einfach weiter da, wo sie waren und da die Demo bishier immer noch völlig friedlich verlief, konnte auch nicht so einfach irgendwo reingeschossen werden, um eine Reaktion zu provozieren – wodurch das immense Polizeiaufgebot und das Aufheben der Grundrechte natürlich leichter zu legitimieren gewesen wäre. Dazu kommt noch, dass wirklich enorm viele Leute Photos gemacht haben und das Vorgehen der Polizei beobachtet.
Vis-à-vis von Café Lorrenzini gelang es denn irgendwie den Polizisten denn auch verschiedene solche Absperr-Bänder zu montieren und willkürlich verschiedene Leute zu trennen. Aber ob die Demo hinter der einen Absperrung war oder dahinter. Oder ganz woanders, dass schien niemensch so genau zu wissen. Auf alle Fälle war auch die Polizei mehr oder weniger hilflos am Bänder spannen.
Danach gelang es eine Demo unter dem Zytglogge zu starten, die dann schlussendlich bis irgendwo runter Richtung Aare lief – verfolgt vom neuen riesen Wasserwerfer, für den die knappe Kasse dann doch irgendwie gereicht hat. In einer Nebengasse kam es zu Tränengas oder Gummischrot Einsatz – was genau hab ich nicht gesehen. Hier wurde dann auch bekannt, dass Barbara Hayoz im Radio davon spricht, dass ein Tränengaseinsatz stattgefunden hat. Endlich! Die Erleichterung war ihr sicher förmlich anhörbar. Auf alle Fälle wars wohl eher ein einzelner „Schuss“ und eine richtige PolitikerIn würde dies sonst sicher auch noch nicht als Tränengaseinsatz bezeichnen. Ob am unteren Ende Leute festgenommen wurde, kann ich nicht sagen – es schien, dass auch dort die Demo sich irgendwie auflöste und wieder Richtung Innenstadt zurückkam.
Generell haben sich die Leute wieder Richtung Käfigturm bewegt und von dort aus Richtung Vatter, wo ein ganz schöner Haufen Leute Parolen schrie. Die Stimmung schien immer noch gut, wenn auch nicht so entspannt, prügelte doch ein Polizist auf Leute ein. Der ursprüngliche Kessel wurde durch die hohe Zahl an Leuten einfach umgekehrt und die Polizei befand sich plötzlich von einer grossen Menschenmasse umringt, die laut forderte: „Haut ab!“. Dies hat sie leider nicht gemacht, es kamen ihr auch der Rest des Arsenals (wieder der grosse Wasserwerfer und viele Polizisten von Richtung Bundeshaus). Die Demonstration hat sich dann hier irgendwie verflüssigt.
Ich denke der Tag ist als Erfolg zu bewerten. Zum einen gelang es doch den meisten nicht bereits aus dem Zug gezehrt zu werden, niemensch lief in den vorinstallierten Kessel, es kam eine Demonstration zustande – durch die Hauptgasse und die liess sich nicht so einfach verhaften und überall sammelten sich wieder Leute zu einer Demo, worauf die Polizei am anderen Ende mit all ihren unbeweglichen Gitterwägen und zwei Wasserwerfern zuerst wieder hin mussten. „Wir“ behielten die Kontrolle über das Geschehen, denn eine direkte Konfrontation wurde vermieden – die gesuchten Bilder der Strassenschlacht (die die Massenmedien jetzt so mühsam versuchen zusammenzuflicken) wurden nicht geliefert, es blieb aber nicht nur bei harmlosem Strassentheater, denn schlussendlich war der ganze Verkehr zusammengebrochen und ein riesen Polizeiaufgebot lief ins Leere.
Die Darstellung in den Medien spricht eine deutliche Sprache: 200-300 Personen sollen es gewesen sein und nicht mehr – was sicherlich deutlich untertrieben ist. Und bereits der Aufhänger des Schweizer Fernsehen: „Tränengaseinsatz in Bern“ und „zahlreichen Scharmützel“ ist einfach Sensationsmache und versucht die immensen Kosten des Polizeieinsatzes und das Aufheben der Grundrechte rechtzufertigen. Das einzige was wohl am Bericht des Schweizer Fernsehens stimmt ist die Zahl der Festgenommen (100) und die „geringen Sachschäden“. Was aber beides der Teilnehmerzahl und den angelichen Scharmützeln widerspricht. Auch wird das Aufgebot natürlich jetzt so „legitimiert“, dass ja grösserer Sachschaden verhindert worden ist. Was nicht passt wird passend gemacht. Mal so, mal so. Also besser nicht auf Medien vertrauen und selber Berichte schreiben!
Unter sontiges liefen: Es hatte ein paar Nazis die unterwegs waren, ein Polizist hat sich mit seinem (diesmal triffts der Name) „Mehrzweckstock“ in einem Tramgleis verfangen und ist umgefallen (Nein Fr. Hayoz und Hr. Hügli, es hat ihn niemand umgeworfen!).
Heute kam es zu keinen angeblichen „Säureattacken“ der DemonstrantInnen – wohl weil sich die Polizei nicht wieder selber arg eingegast hat. Zu denken geben sollte auch die stärkere Vermischung von Polizei und Militär, letzteres sponserte ein Haufen „Enduros“ – Militärfahrzeuge die für den inneren Einsatz gedacht sind. Und Hügli selber ist auch noch aufgetaucht. Trotz „zahlreicher Scharmützel“ hat sich der werte Lügner auch auf die Strasse gewagt. So schlimm kanns also nicht gewesen sein – oder hat ihn Barbara Hayoz nur nicht gewarnt?
7. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56439.shtml)
Samstag, 19. Januar 2008, 16:40 – SDA/Schweiz
Verbotene Anti-WEF-Kundgebung gestartet – Scharmützel mit Polizei
Rund 200 Anti-WEF-Demonstranten haben sich gegen 16 Uhr – umzingelt von der Polizei – vom Waisenhausplatz in Bern wegbewegt. Dabei kam es zu einigen Scharmützeln mit der Polizei. Diese setzte kurz nach 16 Uhr Tränengas ein.
Die Demonstranten gingen zuerst Richtung Bahnhof, dann kehrten sie um und marschierten mehrheitlich Richtung Zytglogge in die Altstadt, wie SDA-Journalisten vor Ort beobachteten. Die Lage war unübersichtlich. Einige Demonstranten liessen Rauchpetarden los.
Zwischen dem Zytglogge und dem Bärengraben in der unteren Altstadt setzten die in Kampfmonturen steckenden starken Polizeikräfte kurz nach 16 Uhr erstmals Tränengas und Pfefferspray ein. Die weitere Entwicklung war nicht absehbar.
Bereits seit dem Morgen führten die Ordnungskräfte Personenkontrollen durch. Vor allem junge Leute, die aus den Zügen steigen, mussten ihre Identität ausweisen. Weiter kontrollierten die Polizisten Taschen und Rucksäcke.
Die Polizei nahm dutzende Personen fest. Sie wurden in Kastenwagen weggefahren. Mehrere von ihnen hatten die Hände mit Kabelbindern gefesselt. Auch der Organisator Giovanni Schumacher vom „Bündnis für globalen Widerstand“ wurde von der Polizei auf einen Posten abgeführt.
Die Kundgebung gegen das World Economic Forum (WEF) war anfangs Woche vom Polizeiinspektorat der Stadt Bern bewilligt worden. Am Donnerstag wurde die Bewilligung widerrufen, weil sich die Organisatoren der Demonstration nicht von Gewalt distanziert hatten.
Auch in den übrigen Quartieren ist die Polizei präsent. Gepanzerte Wagen stehen bereit, um allfällige Gruppierungen von Globalisierungsgegnern auseinander zu treiben. Einige Ladenbesitzer verrammelten vorsorglich ihre Geschäfte.
Auch in St. Gallen wurde am Nachmittag gegen das WEF demonstriert. Der Protestmarsch war von den Behörden bewilligt worden. Dutzende von Polizisten beobachteten die Demonstration, an der rund 120 Personen teilnahmen.
8. Bernmobil Gefangenentransport (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56509.shtml & http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56616.shtml)
Die Polizei führte an der WEF-Demo Gefangene mit BernMobil-Bussen weg.
Es ist ein einzigartiges Ereignis in Bern:
BERNMOBIL stellte doch tatsächlich ihre Busse zur Verfügung für Gefangenentransporte bei der WEF-Demo.
Dies darf nicht unbeantwortet bleiben. BernMobil lässt sich hier für einen Stasi-Polizeistaat missbrauchen. So nicht, das gibt die rote Karte und soll Konsequenzen haben.
Antwort BERNMOBIL:
Sehr geehrte/r ???
BERNMOBIL hat der Polizei einen Bus für den Transport von Festgenommenen zur Verfügung gestellt. Dies entspricht nicht unserer Praxis. Doch in der Hektik am Samstagnachmittag hat unser diensthabender Einsatzleiter die Anfrage der Polizei für den Einsatz eines unserer Busse positiv beantwortet. BERNMOBIL-Bustransporte dieser Art wird es künftig nicht mehr geben, denn unsere Aufgabe ist es, Fahrgäste sicher und schnell zu transportieren.
Wir hoffen, Ihnen mit unserer Stellungnahme zu dienen und bitten Sie um Verständnis.
Freundliche Grüsse
BERNMOBIL infocenter