Demo antinational statt pseudosozial
Inhalt:
1. Aufruf
2. Communiqué
1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2014/10/93536.shtml)
Am 1.November demonstriert ein breites Bündnis um UNIA, SP und Grüne auf dem Bundesplatz gegen die Ecopop-Initiative. Die Vertreter der reformistischen Linken lassen sich dabei auf eine nationalistische, rassistische und durch und durch kapitalistische Argumentation ein. Dagegen gehen wir am gleichen Tag in Bern auf die Strasse!
Antinational statt pseudosozial!
Wenn Migrant*innen für Klimaprobleme oder Überbevölkerung verantwortlich gemacht werden, hat das einen Namen: Rassismus. Einwanderung in die Schweiz zu begrenzen, um die Umwelt und Wirtschaft der Schweiz angeblich zu schützen, ist nationalistisch. Die Geburtenraten im globalen Süden von aussen steuern zu wollen, ist faschistoid und nichts als eine Scheinlösung.
Die Gründe für Umwelt- und Sozialkrisen liegen im kapitalistischen Wirtschaftssystem und nicht darin, dass die Weltbevölkerung zu gross wäre und deshalb die Ressourcen nicht für alle reichen könnten.
Rassismus und Nationalismus gehören längst zum Selbstverständnis jeglicher offiziellen Politik. Sie spalten die Lohnabhängigen und sind Schmiermittel des Kapitalismus. Dieser zwingt Lohnabhängige aller Welt, sich auf dem globalisierten Arbeitsmarkt zu konkurrenzieren und auf Schlachtfeldern zu bekriegen.
Auch Linke und Gewerkschaften argumentieren gegen Ecopop nur innerhalb der kapitalistischen Wirtschaft und nehmen die nationalen Grenzen als Selbstverständlichkeit hin. Innerhalb dieses Denkens kann sich nichts Grundlegendes an den Problemen dieser Welt ändern.
Durch die Gassen – gegen Nationalismus, Rassismus und Kapitalismus!
Besammlung: 1. November, 15 Uhr, Bundesplatz (Ecke Bärenplatz), Bern
2. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2014/11/93620.shtml)
Heute Samstag, dem 1. November, zogen wir gegen Ecopop, aber auch gegen die kapitalistische Argumentationsweise der nationalistischen Linken durch die Gassen Berns. Über 800 Menschen haben auf der Strasse ein starkes Zeichen gegen Rassismus, Sexismus, Nationalismus und Kapitalismus gesetzt.
Wir werten dies als grossen Mobilisierungserfolg. Auch bestärkt es uns in unserem Kampf und unserer Kritik an der nationalistischen Linken. Letzteres auch, weil die Organisation der offiziellen Kundgebung uns daran hinderte, unsere Kritik auf der Bühne an die Teilnehmenden zu richten. So brachen rund 800 der ca. 3000 Platzkundgebungs-Teilnehmenden durch die Amtshausgasse in Richtung Altstadt auf, um die Fest-ähnliche Kundgebung zu verlassen und eine kämpferische Demonstration abzuhalten. Trotz des hohen Polizeiaufgebotes gelang es uns, ohne Zwischenfälle durch die Kramgasse, die Marktgasse und die Spitalgasse zu ziehen und vor der Reitschule die Demonstration selbstbestimmt aufzulösen. Die Polizei versuchte uns auf Höhe Kreuzgasse aufzuhalten. Uns gelang es jedoch, dieser Falle auszuweichen. Die Polizei trat durchwegs provokant auf. So wurden die Teilnehmenden der Demonstration durch die Staatsgewalt durchgehend gefilmt und die Beamten traten aggressiv in Vollmontur auf (glücklicherweise mussten wir uns weder nackt vor den Bullen ausziehen, noch DNA-Proben nehmen lassen…).
Weiter unten sehen Sie die nicht gehaltene Rede.
„Wenn Migrant*Innen für Klimaprobleme oder Überbevölkerung verantwortlich gemacht werden, hat dies einen Namen: Rassismus. Die Ursachen für Umweltschäden liegen hauptsächlich in der Art der Produktion. Wer auf wessen Kosten wirtschaftet und wer davon profitiert, lassen die Initiant*Innen aussen vor. Wohlhabende Industrieländer wie die Schweiz haben ein aktives Interesse daran, diese Form von ausbeuterischer Wirtschaft aufrecht zu erhalten.
Es ist reiner Neo-Kolonialismus, anderen Menschen vorzuschreiben, wie viele Kinder sie haben dürfen. Die sogenannte Entwicklungshilfe ist hierbei ein Mittel, westliche Interessen durchzudrücken.
So etwas wollen und können wir nicht akzeptieren.
Auch die linken Parteien und Gewerkschaften stehen heute auf dem Bundesplatz, um gegen die Ecopop-Initiative ein Zeichen zu setzen. Nicht aus Solidarität ihren Mitmenschen gegenüber, sondern hauptsächlich aus Sorge um die Schweizer Wirtschaft.
So argumentieren sie: (Zitat) „Die ausländischen Arbeitskräfte, die in den letzten Jahren in die Schweiz kamen, sind eine wichtige Stütze für die AHV (…).“ Mit Ecopop würden diese BeitragszahlerInnen fehlen und die AHV käme in Schieflage.“So werden Migrant*Innen auf einen ökonomischen Faktor reduziert. Doch Menschen sind mehr wert als ihr Mehrwert! Diese ökonomische Herangehensweise ist fast so rassistisch und menschenverachtend wie die Initiative selbst.
So lange Menschen aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert, so lange wirtschaftliche über soziale Werte gestellt, so lange in In- und Ausländer*Innen eingeteilt und so lange westliche Interessen mit Gewalt durchgesetzt werden, wird es Widerstand geben. Wir wollen eine Welt ohne Grenzen und Unterdrückung. Eine Welt, in der es keine Entwicklungshilfe braucht. Eine Welt, in der jeder, jede und jedes frei über sich selbst Verfügen kann. Eine Welt, in der es egal ist, woher du kommst, was du machst, wen du liebst oder was deine liebste Eissorte ist.
Wir haben es satt, in dieser kranken Welt zu leben und stillschweigend alles hinzunehmen, was uns vorgesetzt wird. Lasst uns heute zusammen gegen Rassismus und Nationalismus demonstrieren. Lasst uns solidarisch sein. Lasst uns unser Leben selbst in die Hand nehmen und zusammen mehr erreichen. Lasst uns zusammen kämpfen gegen jede Form von Dominanz.
Scheiss auf Ecopop! Scheiss auf Nationen! Scheiss auf Rassismus! Scheiss auf Kapitalismus!
Für eine befreite Gesellschaft!