Sauvage Lorraine
Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht
3. Mitteilung Kantonspolizei Bern
1. Communiqué (Originalquelle: https://barrikade.info/article/1725)
Am 23. November 2018 haben wir das Haus an der Lorrainestrasse 27 besetzt, um eine Sauvage für lebendige Quartiere zu veranstalten.
Das besagte Haus stand mehrere Jahre leer und wird erst seit kurzem umgebaut. Der Besitzer, Stefan Berger, ist einer der massgeblich beteiligten Akteure, die die Gentrifizierung der Lorraine vorantreiben. Als Eigentümer verschiedenster Liegenschaften, lässt er geschichtsträchtige Häuser durch Abriss oder Sanierung mit leblosen Betonklötzen ersetzen und behauptet dabei billigen Wohnraum zu schaffen. Kompletter Blödsinn. Er selbst sieht sich als wohlwollenden Gestalter der Lorraine und beschreibt sein Gebaue mit minimalem Grössenwahnsinn: „Ich baue, was sich das Quartier schon immer gewünscht hat.“ (Quelle BZ 11.09.13 „Neubau statt Serini Bar“) Momou merci Steffu, was wäre die Lorraine nur ohne dich!
Wir wollten nun an diesem Abend Herrn Berger in seinem Vorhaben unterstützen und luden alle Interessierten ein die Lorraine gemeinsam aufzuwerten. 300 sind gekommen um zu socializen und Billigbier zu degustieren. Für einen Abend sollten alle das privilegierte Gefühl geniessen können ein Haus zu besitzen, es zu möblieren, farblich umzugestalten, über den schönsten Platz für den neuen Plasma Fernseher zu sinnieren und gepflegt über ihre karrieregesteuerte Zukunft nachzudenken.
Die friedlich gepflegte Stimmung wurde dann um Mitternacht von der Polizei gestört, die vorher schon bei der Reitschule eingefahren war und danach in die Lorraine weiterzog. Anwesende waren einem massiven Aufgebot und einem unverhältnissmässigen Einsatz von Tränengas und Gummischrot aus nächster Nähe ausgesetzt.
Es ist alleine den anwesenden Leuten des Fests zu verdanken, dass nicht Panik ausbrach bei dem wieder einmal völlig übertriebenen und gefährlichen Verhalten der Polizei. Ein Beamter beschoss aus einem fahrenden Auto und meterdistanz ungeschützte Leute mit Gummigeschossen. Diverse Anwesende wurden mit Tränengas angegriffen, die dem Trubel blind ausgesetzt waren. Damit hat die Polizei gezielt in Kauf genommen, dass in der Menschenmenge Panik ausbricht.
Ein grosses Danke an alle, die sich umeinander gekümmert, sich organisiert und zusammen gehandelt haben! Ein schönes Zeichen der Solidarität, wie Anwesende an diesem Abend – trotz anrückender Bullen in Vollmontur – miteinander dort geblieben sind, Material abbauen halfen, sich nicht einschüchtern liessen und miteinander stark waren!
Schön dass viele gekommen sind!
Für lebendigi Quartier!
2. Medienbericht (Originalquelle: https://www.derbund.ch/bern/stadt/openairparty-in-der-lorraine-eskaliert/story/12737640)
Openairparty in der Lorraine eskaliert
Bei einer Demo im Berner Lorrainequartier kam es am Freitagabend zu einer Auseinandersetzung zwischen der Polizei und Demonstranten.
Am Freitagabend kam es im Lorrainequartier zu einem grösseren Polizeieinsatz. Dem Einsatz war eine Openair-Disco vorausgegangen. Bereits am Mittwoch wurde per SMS für eine Demo gegen die Gentrifizierung in der Lorraine mobilisiert. Die Gruppe von Aktivisten versammelte sich in der Lorrainestrasse in der Nähe des Denners.
Die Polizei sei eingeschritten, weil Demonstranten die Strasse mit Möbeln und Holzpaletten versperrten, Baustellenmaterial verbrannten, zu laut Musik abspielten und Pyrotechnik zündeten. Dies schreibt die Kantonspolizei in einer Medienmitteilung. Die Polizei forderte die Demonstranten nach eigenen Angaben mehrmals dazu auf, den Platz zu räumen. Da dies nicht geschah, vertrieb die Polizei die Gruppe aus dem Quartier in Richtung Bollwerk. Dabei setzte sie Gummigeschosse und Tränengas ein.
Die Polizistinnen und Polizisten wurden aus der Menge heraus mit Glasflaschen, Holzstücken, Metallgegenständen und Steinen angegriffen. Ein Polizist wurde dabei leicht verletzt. (crt)
3. Mitteilung Kantonspolizei Bern (Originalquelle:)
Bern: Polizeieinsatz wegen Blockaden und Sachbeschädigungen
24. November 2018
In der Nacht auf Samstag haben mehrere Dutzend Personen im Lorrainequartier in der Stadt Bern unter anderem Strassen blockiert errichtet, Feuer entfacht und Sachbeschädigungen begangen. Da sich die Personen der polizeilichen Intervention gewaltsam widersetzten, mussten die Einsatzkräfte Mittel einsetzen. Die Ermittlungen zu den Ereignissen sind im Gang.
Eine Patrouille der Kantonspolizei Bern stellte am Freitag, 23. November 2018, kurz vor 2300 Uhr, in Bern mehrere Dutzend Personen fest, die im Bereich Lorrainestrasse/Quartiergasse die Strasse mit Möbel und Holzpaletten versperrten, Baustellenmaterial verbrannten, mittels Musikanlage Lärm verursachten und Pyrotechnika zündeten. Aktuellen Erkenntnissen zufolge hatten sich teils vermummte Personen zudem gewaltsam Zutritt zu einem angrenzenden baufälligen Gebäude und einem Baugerüst verschafft und Farbsprayereien angebracht. Nachdem eine erste Kontaktaufnahme der Polizisten mit den Personen vor Ort erfolglos blieb und zugleich ein reger Zuzug festgestellt wurde, wurden weitere Einsatzkräfte beigezogen.
Die Unbekannten wurden daraufhin mehrfach aufgefordert den Platz zu verlassen. Da ein Grossteil der Personen den Abmahnungen nicht nachkam, entschieden sich die Einsatzkräfte mit Blick auf die Sicherheit sowie um weitere Sachbeschädigungen zu verhindern, die Örtlichkeit zu räumen. Im Rahmen der Intervention wurden die Polizistinnen und Polizisten aus der Menge heraus mit Glasflaschen, Holzstücken, Metallgegenständen und Steinen angegriffen. In der Folge musste mehrmals Reizstoff und Gummischrot eingesetzt werden. Im Zuge der Ereignisse wurde ein Polizist von einem Gegenstand getroffen und leicht verletzt. Zudem wurden drei Polizeifahrzeuge und ein parkiertes Auto durch Wurfobjekte beschädigt.
Die Personen zogen anschliessend via Dammweg, Nordring und die Lorrainebrücke in Richtung Bollwerk. Die Polizeipräsenz wurde weiter aufrechterhalten. Die Gruppe löste sich schliesslich gegen 0100 Uhr im Raum Schützenmatte auf. Es kam in der Folge zu keinen weiteren Umzügen.
Die Kantonspolizei Bern hat Ermittlungen zu den Ereignissen aufgenommen.