2005,  Antikapitalismus,  Demo,  Gender,  Ökologie,  WEF

Dance out WEF

Inhalt:
1. Aufruf
2. Bilder
3. Communiqué

1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/01/28981.shtml)
Dance/Psy/Beat/Drink/Eat/Vibe (…) out WEF!!
Diese Tanzparade ist ein Zeichen gegen die Herrschaft des Geldes. Die Welt kann nicht einzelnen Menschen gehören, sondern gehört uns allen. Es soll nicht Ziel sein, mehr „Kohle“ zu besitzen. Viel wichtiger ist die Gesundheit, Friede, Freude und Toleranz. Diese Tanzparade versucht die aufkommende innere Leere und Frustration nicht in Gewalt ausarten zu lassen, sondern mit – musikalischen – Inhalten zu füllen.
Die Mitglieder des WEF treffen sich hier inmitten des Reichtums, um darüber zu beraten, wie sie wenn möglichst viel Profit aus den ärmeren Ländern herausquetschen können – ihre Ressourcen besser ausnützen und den Wohlstand fördern oder wie sie das auch immer ausdrücken mögen. Viele von ihnen Verwechseln aber „Wohlstand“ mit „Wohlfahrt“ wobei sie sich auch nicht davor scheuen, Krisenherde zu düngen und Kriege anzuregen, wenn nicht sogar zu iniziieren. Sie bieten Hilfe an, die aber unsichtbare und unbenannte Fesseln bedeutet. So sind die Gelder, die in die „3. Welt“ fliessen, oft verzinst und an Bedingungen geknüpft, führen also in eine Abhängigkeit gegenüber der „1. Welt“. Zudem erfolgt das wirtschaftliche Wachstum ohne jeden Sinn für Ökologie und Nachhaltigkeit. Jede von den bestochenen Funktionären geschaffene und erhaltene Gesetzteslücke wird missbraucht um die Natur zu plündern, ohne Rücksicht auf die in der lokalen Bevölkerung seit Jahrhunderten gewachsene und erprobte Harmonie mit den Pflanzen und Tieren. Die Gen-Technik mit „Killergen“ und Pestizidresistenz ist ein weiteres Kapitel in dieser traurigen Geschichte. Das Getreide ist unfruchtbar, muss jedes Jahr wieder teuer gekauft werden und einheimische Sorten und das damit verbundene Know-How geht verloren.
Und was passiert eigentlich in Europa?? Jeder Staat kämpft mit teurer Überalterung, mit explodierenden Sozialkosten, nicht zu dämpfender Arbeitslosigkeit, zunehmender Luftverschmutzung, ständig wachsendem Schwerverkehr, allgegenwärtigen POPs (persistent organic pollutants), verschmutztem Grundwasser, Vereinsamung, „unproduktiven“ Randgruppen. Irgendwo wird eine Autofabrik geschlossen, hier zwei Kaufhausketten fusioniert, dort kapitulieren wieder mal ein paar Bauern… Was den Leuten hier nicht einleuchtet, ist, dass auch wir einiges zu verlieren haben, wenn wir ihnen weiterhin blind vertrauen, den Konzernen wie UBS, Nestlé, Syngenta & Co. Nicht SIE haben ein Problem (zu hohe Steuern, zu langsames Wirtschaftswachstum, der lästigere VCS bei Bauprojekten, mühsame Arbeitsverträge) sondern das VOLK (CH, EU, USA..). Working Poors, verarmte Familien, gestresste Eltern, LehrerInnen und KrankenpflegerInnen, verwahrloste Kiddies… Die Schweiz nennt sich „Sozialstaat“!! Nur leider sind gewisse Wirtschaftsbosse gerade dabei, alle Errungenschafen des 20. Jahrhunderts den Bach runter zu diktieren. Wir sind nicht gegen eine Öffnung der Schweiz – schliesslich sitzen wir hier in Europa alle im selben Boot 😛 -, aber wir fordern eine bewusste, nachhaltige, wenn möglich lokale Wirtschaft (auch wenn sie etwas teurer ist). Nur so können wir die Arbeitslosigkeit längerfristig niedrig halten (auch bei den „Unqualifizierten“), uns „umweltbewusst“ nennen (das Kyoto-Protokoll lässt grüssen!) und Randregionen erhalten. (Tausch-)Handel ist sinnvoll und existiert, seit es Menschen gibt. Doch meistens war der Handel dazu da, bestimmte Güter zu kriegen, die eben sonst nicht zu bekommen waren. Doch die Transporte sind – dank nach wie vor viel zu tiefen Energiepreisen (sogar die OPEC lässt sich von unseren „Freunden“ erpressen) – meistens nur noch dazu da, die Profite zu optimieren, indem die Wohlstandsungleichheit der Weltregionen weiterhin gnadenlos ausgenützt wird. Es sollte allen einleuchten, dass wir – die grosse Mehrheit – nur zu verlieren haben.
Die Tanzparade soll ein friedliches Zeichen setzten, soll die Menschen beglücken, damit sie wieder etwas Energie tanken können, um den anstrengenden, selbstbewussten, nachhaltigen, nicht konsumorientierten Weg zu meistern. Denn du bist nur dich selbst!!

2. Bilder (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/01/29372.shtml)

 

 


3. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/01/29656.shtml)
Stellungnahme zum Verlauf der Parade und zum Verhalten der Polizei im Allgemeinen.
Am Samstag fand die Tanzparade gegen das WEF mit ca. 800 Teilnehmenden statt. Sie verlief friedlich, frählich und farbig. Wir als Organisatoren sind zufrieden, auch weil es zu keinen Zwischenfällen oder Sachbeschädigungen kam. Ebenso Frede hatten wir aber an den vielen kreativen Plakaten und Verkleidungen, die an der Parade zu sehen waren. Die sechs Soundmobile berieselten die Menschen mit Livesound (Funk, Reggae usw.), HipHop, Drum & Bass, Techno und Goa. Nach einem Zwischenhalt mit Reden auf dem Mühleplatz erhielten wir viele positive Rückmeldungen von den Anwohnern. Um sieben Uhr haben wir die Veranstaltung nach einem ca. zweistündigen Ausklingen im Gaskesselareal beendet.
Wir sind allerdings mit der Beurteilung der Ereignisse vom letzten Samstag durch Polizeidirektorin B. Hayoz überhaupt nicht einverstanden: Erstens kann nicht die Rede davon sein, dass unsere Parade „eine gewisse Ventilwirkung“ hatte, da wir weder dazu aufgerufen haben, die Innenstadt nicht zum Schauplatz von Protesten zu machen, noch haben wir jede Form von nicht gewaltfreien Protesten verurteilt. Zweitens hat die Tatsache, dass unser Gesuch bewilligt wurde nichts damit zu tun, dass wir von unseren „Maximalforderungen abgewichen“ sind: Vielmehr konnten wir die Parade mit Bezug auf Treffpunkt (Bärengraben), Route (nicht in der Innenstadt) und Form (Umzug mit Soundwagen) genauso über die Bühne bringen wie von unserer Seite geplant war.
Diese Klarstellung ist uns wichtig, weil wir der Meinung sind, dass sich die Bewegung der Globalisierungskritiker nicht spalten lassen darf – wir haben alle einen gemeinsamen Gegner und jeder muss die für ihn passende Form des Widerstandes finden. Deshalb protestieren wir auch ausdrücklich dagegen, dass Teile der Bewegung in die kriminelle Hooligan-Ecke gedrängt werden, wo Präventivverhaftungen bald zum Alltag gehören. Politischer Widerstand jeglicher Art ist essentiell für einen funktionierenden demokratischen Rechtsstaat und darf nicht durch Repression im Keim erstickt werden.
Genaus das ist aber zur gleichen Zeit wie unsere Parade in grossen Teilen der Innenstadt passiert: Unter anderem wurden Leute verhaftet, die „gefährliche“ Gegenstände wie Heftpflasterscheren, Stöcke für Transparente, Papier, Bücher, Megaphone und ähnliches bei sich trugen. Wir haben auch von brutalen Verhaftungen und Polizeiübergriffen erfahren. Die Sicherheitskräfte beschäftigten sich damit, kreative Demonstranten umherzujagen und zu üben, wie man sie effizient einkesselt. Sie waren offensichtlich unterbeschäftigt, was bei diesem Überaufgebot selbstverständlich ist. Ins Bild passt, dass keine Aussagen über die Kosten dieser Polizeiaktion gemacht wurden – wahrscheinlich weil sie einiges höher waren als die maximal befürchteten Sachschäden.
Wir empfinden das Verhalten der RGM-Stadtregierung und der Polizei im Vorfeld und am Samstag in der Innenstadt als falsch und alles andere als konstruktiv. Die Stadtregierung scheint nicht vernünftig handlungsfähig, vielleicht weil sie Angst davor hat, ihre Karriere zu ruinieren. Ihre Angst führt zu unsachlichen und kontraproduktiven Entscheidungen.
VertreterInnen der Tanzparade gegen das WEF werden heute Dienstag, den 25. 01., um 10.30 Uhr im Hotel Kreuz an einer Pressekonferenz zu den Aktionen gegen das WEF teilnehmen.
Kapitalismus = Ausbeutung, Sexismus und Gehirnwäsche.
Für Selbstbestimmung, Meinungs- und Bewegungsfreiheit!
Dance out WEF!