2021,  Diverse Aktionen,  Türkei & Rojava

Partizipationsmotion kurdische Sprache städtische Kommunikation

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.derbund.ch/die-stadt-bern-soll-auch-auf-kurdisch-kommunizieren-393849471262 & https://www.20min.ch/story/svp-lehnt-kurdische-uebersetzungen-auf-website-der-stadt-bern-ab-177453829822)
– Derbund: Die Stadt Bern soll auch auf kurdisch kommunizieren
Kurden fordern mit einer Partizipationsmotion städtische Infos auch in ihrer Sprache.
Die Stadt Bern soll Informationen an ihre Einwohnerinnen und Einwohner auch auf Kurdisch bereitstellen. Das fordern drei kurdische Kulturvereine in einer sogenannten Partizipationsmotion, welche an den Berner Stadtrat geht.
Wie die drei Vereine am Dienstag mitteilten, wollen sie die mit über 200 Unterschriften versehene Motion am Mittwoch dem Sekretariat des Berner Stadtrats übergeben. Der 18. März ist der kurdische Neujahrstag.

Zur Begründung schreiben sie, die Kurden stellten eine grosse Migrationsgruppe in Bern dar. Doch werde sie nicht als solche wahrgenommen. Dies, da die Kurden aus verschiedenen Ländern stammten – aus der Türkei, Syrien und dem Iran. Ihnen werde zugemutet, Informationen auf Arabisch, Persisch oder Türkisch zu lesen.
Das mache aus administrativer Sicht Sinn, werde aber der besonderen Situation der Kurden nicht gerecht. Denn viele Kurden seien in den genannten Ländern benachteiligt und seien wegen gewaltsamer Assimilationsmassnahmen geflüchtet. In Bern setze sich diese Benachteiligung in sprachlicher Hinsicht fort.

Der kurdischstämmige Berner Grossrat Hasim Sancar und der kurdisch-bernische Filmemacher Mano Khalil unterstützen den Vorstoss laut der Mitteilung. Sancar wird mit der Aussage zitiert, Kurdisch werde von rund 30 Millionen Menschen gesprochen.
Die Stadt Bern stellt auf ihrer Internetseite Informationen in gut einem Dutzend Fremdsprachen zur Verfügung. Das Spektrum reicht von Französisch über Englisch bis zu Portugiesisch, Tigrinya und Tamilisch. Tigrinya ist eine in Äthiopien und Eritrea gesprochene Sprache.

Partizipationsmotion kürzlich behandelt
Die Partizipationsmotion existiert in Bern seit 2014. Das Instrument ermöglicht es Zugewanderten ohne Stimm- und Wahlrecht, ihre Anliegen in das Berner Stadtparlament einzubringen – vorausgesetzt, sie sammeln 200 Unterschriften.

Kürzlich überwies der Stadtrat die erste im Rat eingereichte Partizipationsmotion an den Gemeinderat. Die Stadtregierung soll sich bei Bernmobil einsetzen, dass künftig eine weniger hohe sprachliche Hürde meistern muss, wer sich für eine Stelle bei Berns städtischen Verkehrsbetrieben bewirbt.
Künftig sollen die Anforderungen für Sprachkenntnisse auf das bei anderen Verkehrsbetrieben verlangte Sprach-Niveau B2 gesenkt werden.

-20min: SVP lehnt kurdische Übersetzungen auf Website der Stadt Bern ab
Die Berner SVP spricht sich gegen eine erweitere städtische Kommunikation auf Kurdisch aus. Kurdische Kulturvereine erachten ein Annahme der Motion hingegen als wichtig.
Drei kurdische Kulturvereine fordern in einer Motion, dass Informationen der Stadt Bern auf deren Webseite auch auf Kurdisch übersetzt werden. Schliesslich seien die Kurden eine grosse Migrationsgruppe in Bern, so die Vereine. Bislang werden wichtige Informationen der Stadt Bern in zwölf verschiedenen Sprachen angeboten. Die Motion wurde am Mittwoch dem Sekretariat des Berner Stadtrats übergeben und wurde von mehr als 200 Personen unterschrieben.

SVP befürchtet Kosten für den Steuerzahler
Nicht unterstützt wird die Motion von der SVP. Diese erachtet eine zusätzliche Übersetzung als unnötig und kontraproduktiv: «Integration erfolgt über die Sprache», so SVP-Fraktionschef Alexander Feuz. Durch die Übersetzung bestehe weniger Anreiz dafür, die Landessprache zu erlernen. «So wird die Abgrenzung gefördert.»

Zudem verursache eine Übersetzung zusätzliche Kosten für die Steuerzahlenden: «Würden die Kosten von einem privaten Verein übernommen, wäre das etwas Anderes», so Feuz. Die SVP sorgt sich aber auch um die Wirkung einer möglichen Annahme der Forderung: «Plötzlich wollen alle eine eigene Übersetzung.» Man solle deshalb gar nicht erst damit anfangen. «Die SVP erlaubt sich in diesem Zusammenhang die Bemerkung, dass auch keine städtischen Informationen auf Rätoromanisch verfügbar sind, was ja immerhin einer Landessprache ist.»

Kurdischer Kulturverein Bern nimmt Stellung
Der Kurdische Kulturverein Bern Komel hält an der Forderung fest. «Einige Menschen in hohem Alter sprechen keine andere Sprache als Kurdisch. Sie sollten dennoch die Möglichkeit erhalten, vollständig und korrekt informiert zu werden», so der Verein. Dabei handle es sich um ein grundlegendes Menschenrecht. «Wir setzten uns für die Akzeptanz und Gleichstellung aller Menschen und Sprachen ein.»

Dass dadurch die Integration ausgebremst werden könnte, glaubt der Verein nicht. Im Gegenteil: Wer richtig informiert sei, könne auch besser am alltäglichen Leben teilhaben. Zudem stecke hinter der Forderung der kurdischen Kulturvereine eine langjährige politische Geschichte: «Kurden wurden vertrieben und ihre Sprache als primitiv gebrandmarkt. Hierzulande weiterhin die Sprache der repressiven Staaten zu verwenden und die kurdische Sprache zu ignorieren, stellt eine Demütigung dar.» Die Übersetzung sei demnach wichtig für die Anerkennung einer grossen Anzahl von Menschen.